Autor: gt!nfo
Fotos: Kultur Räume
07.04.2022
Theater an der Zeitenwende
Das Programm der Spielzeit 2022/2023 am Theater Gütersloh
Krieg, Pandemie und Klimawandel. Die Welt ist im Jahr 2022 gebeutelt von gravierenden Krisen. Von einer Zeitenwende ist die Rede. Wie viele Zeitenwenden hat die Kunst, hat das Theater bereits durchgestanden und auf sie reagiert! Schon Euripides schrieb über 400 Jahre vor Christus ein Stück mit dem Titel „Die Schutzflehenden“. Das Theater Gütersloh beschäftigt sich natürlich mit den Themen der Zeit, bietet jedoch auch Zerstreuung und Vergewisserung im Strudel der Ereignisse. Mit der Spielzeit 2022/2023 hofft die Künstlerische Leitung am Hans-Werner-Henze-Platz in vorpandemische Fahrwasser ohne Lockdowns und andere Beschränkungen zurückkehren zu können.
Karin Sporer und Christian Schäfer legen abermals ein Programm vor, das alle Stärken des Programmtheaters mit hochklassigen Gastspielen aller Genres und aus allen Himmelsrichtungen mit vor Ort entwickelten Eigenproduktionen verknüpft. Weiterhin werden Vorhaben nachgeholt, die der Pandemie zum Opfer gefallen waren, so die Uraufführung „Doors (No Exit)“ von Fink Kleidheu, Tilman Rammstedt und Svavar Knútur (Regie: Christian Schäfer) zum 50. Todestag von Jim Morrison 2021 oder das lang erwartete Gastspiel „Die drei Musketiere“ vom Residenztheater München.
Der Tristesse der Zeit setzt das Theater erstklassiges Ensemblespiel, Musik, Tanz, Humor und Humanität entgegen. Die führenden Schauspielhäuser aus Hamburg („Der Geizige“, Thalia Theater; „Die Nibelungen“, Deutsches Schauspielhaus), Berlin („Der zerbrochne Krug“, Deutsches Theater), Weimar („Sensemann & Söhne“, Nationaltheater), München („Jeeps“, Münchner Kammerspiele; „Die drei Musketiere“, Residenztheater) oder Wien („Moskitos“, Burgtheater) werden ebenso in Gütersloh erwartet, wie die Protagonistinnen und Protagonisten Lina Beckmann, Nikolaus Habjan, Jens Harzer, Mavie Hörbiger, Wolfram Koch, Ulrich Matthes, Judith Rosmair, Gustav Peter Wöhler, u. v. a. Es werden Arbeiten von renommierten internationalen Regisseurinnen und Regisseuren und Choreografinnen und Choreografen wie Nora Abdel-Maksoud, Marco Goecke, Leander Haußmann, Antonio Latella, Anne Lenk, Itay Tiran oder Nadav Zelner gezeigt. Hochkarätiger Tanz kommt diesmal aus den Niederlanden (Nederlands Dance Theater NDT 2), Spanien/Libanon (Guy Nader | Maria Campos, mit Live-Musik) und Italien (Aterballetto, mit Live-Musik von La Toscanini Ensemble). Die Musicalstadt Hamburg ist ebenso vertreten („Hair“, „Once“), wie große Oper aus Detmold („Eugen Onegin“), Hildesheim („Ambleto/Hamlet“), Osnabrück („Don Carlos“) und vom Oldenburgischen Staatstheater („Don Pasquale“). Preisgekrönte freie Schauspiel- und Musikensembles, wie das Lichthof Theater Hamburg („Cum-Ex Papers“), die Familie Flöz („Hokusposkus“), die lautten compagney Berlin („Peeping at Mr. Pepys“) oder die österreichische Musicbanda Franui („Alles nicht wahr“) erweitern das Spektrum.
Mit dem von Christiane Hagedorn gespielten Monolog „Der Nabel der Welt (where the eagles meet)“, eine Uraufführung von Fink Kleidheu (Premiere am 15. Oktober 2022), reagiert das Theater tragikomisch auf die Klimakrise.
Das Kinder- und Jugendprogramm ist prall gefüllt, Weihnachtsmärchen und Schulstoffe inklusive.
Durch die Förderung des Kultursekretariats NRW Gütersloh können wieder herausragende Produktionen für Kinder gezeigt werden: Das Comedia Theater aus Köln erzählt nur mit Mitteln der Choreografie und Körpersprache eine Geschichte vom Mutig-Sein. Ein inszeniertes Konzert für acht Violoncelli mit dem Amsterdam Cello Octett können junge Zuschauer mit den „Cello-Warriors“ erleben.
In der Vorweihnachtszeit ist für Kinder ab 4 Jahren das Krokodil Theater aus Tecklenburg mit „Eselchen Zimt“ und das Ambrella Figurentheater mit „Die Stadtmaus und die Landmaus“ zu sehen, das Rheinische Landestheater Neuss zeigt „Die Schneekönigin“, das Landestheater Detmold „In einem tiefen dunklen Wald“ von Paul Maar.
In der Jugendtheaterreihe werden Abitur-relevante Themen wie „Der Trafikant“ von Robert Seethaler angeboten, mit „The Wave“ ein Theaterstück in englischer Sprache, „Jagger Jagger“ thematisiert auf originelle Weise Mobbing in der Schule. Das Kinder- und Jugendtheater Dortmund wird mit einem intensiven Spiel zum Thema Jugendkriminalität zu Gast sein. Kurz vor Weihnachten gibt es auch ein Angebot für einen Theaterbesuch, das sich an die Sekundarstufe I richtet: In „Löwenherzen“, ein Auftragswerk der Kunststiftung NRW an die Autorin Nino Haratischwili, wird Globalisierung und die Verzahnung der unterschiedlichsten Lebenswirklichkeiten greifbar.
Diese Produktion ist auch Teil der Reihe „Theater-Stärkung“, die sich an ein altersgemischtes Publikum für Zuschauer ab zehn Jahren richtet. Die Besucher dieser Reihe können sich außerdem auf Jonglage-Theater mit „Spot on the Drop“ und eine neue Hip-Hop-Tanzproduktion von Pottporus e. V./Renegade freuen.
Visuelles Familientheater bietet die Wiedereinladung von „Bodecker & Neander“ aus Berlin, die mit ihrer großen Kunst des pantomimischen Geschichtenerzählens bereits das Gütersloher Publikum begeistert haben.
Die vier Konzerte der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) bieten wieder eine Bandbreite der großen Orchesterliteratur und mit der frisch restaurierten Orgel der Stadthalle eine neue Farbe. In drei der vier Konzerte wird der Chefdirigent Jonathon Heyward selbst am Pult stehen: beginnend im August mit dem Violinkonzert von Max Bruch und der Solistin Simone Lamsma sowie Beethovens „Eroica“-Sinfonie. Im Januar 2023 steht Prokofjews Klavierkonzert Nr. 2 mit der Solistin Yeol Eum Son und der Sinfonie Nr. 1 von Dmitri Schostakowitsch auf dem Programm, im März schließlich die Symphonie Nr. 6 von Gustav Mahler. Die nun wieder spielbereite Orgel wird bei „Gütersloh Philharmonisch“ erstmals am 8. November Bestandteil des Programms sein. Die Leitung hat dann die Dirigentin Lucie Leguay, Solist an der Orgel ist Sebastian Küchler-Blessing, Domorganist in Essen. Zur Einweihung werden im ersten Konzertteil „Toccata und Fuge d-moll“ von Johann Sebastian Bach und das Konzert für Orgel und Orchester von Francis Poulenc zur Aufführung gebracht.
Panoramamusik bietet wieder exquisite Kammermusikerlebnisse. Im September wird das renommierte finnische A-cappella Sextett „Rajaton“ sein Gastspiel in Gütersloh nachholen, das bereits für die Jubiläumsspielzeit 2020/21 geplant war. Barockmusik aus Italien spielt „Cembaless“, das „Duo Aliada“ kombiniert Sopransaxophon und Akkordeon und im Programm „Teach me!“ des Boulanger Trios werden die Schüler der berühmten Kompositionslehrerin Nadia Boulanger vorgestellt: von Aaron Copland über Astor Piazzolla bis Quincy Jones.
Weltmusik bei freiem Eintritt gibt es in der Reihe „Klangkosmos Weltmusik“. In der Spielzeit 2022/23 werden Ensembles und Solokünstler aus Algerien, Afghanistan, Polen, Norwegen, Karakalpakistan und Bayern erwartet.
Geswingt wird bei „Swing’in Sky“ in der Skylobby mit bekannten und neuen Gästen: Die Reihe startet im September mit „The New Orleans Shakers“ und Torsten Zwingenberger, im November bringt die Band „Tovte“ erstmals Klezmer-Grooves in die Skylobby. Die Sängerin Anne Bontemps mit Band präsentiert im Januar „Mandelay – A Tribute to Kurt Weill“ (Programmänderung gegenüber der veröffentlichten Planung mit Rita Payés). Im Juni schließlich wird das aus dem Jahr 2021 verschobene Konzert mit Wolfgang Lackerschmid und dem Brazilian Trio nachgeholt.
Zu beachten ist selbstverständlich auch der „Theater Extra“-Bereich mit einer fröhlichen letzten „Forum Lied“-Saison von Prof. Peter Kreutz und einer Verstetigung der Hans-Werner-Henze-Kooperation mit Musikstudierenden. In einer Zusammenarbeit zwischen der Hochschule für Musik Detmold und der Universität Paderborn wird ein Gesprächskonzert entstehen, das als Matinee Ende Januar 2023 auch in Gütersloh zu erleben sein wird. Thema ist Henzes künstlerisches Netzwerk, über das sowohl seine Korrespondenz als auch sein musikalisches Schaffen Aufschluss gibt.
Erneut ist es dem Theater gelungen, Drittmittel in erheblichem Umfang zu akquirieren. Das Programm wird erst durch die Unterstützung der vielen Förderer möglich: KulturPLUS+ (Bertelsmann, Miele, Hagedorn, Volksbank Bielefeld-Gütersloh, Nobilia, Beckhoff Automation, Sparkasse Gütersloh-Rietberg, Stadtwerke Gütersloh), Theater in Gütersloh e. V., Reinhart Müller Stiftung für Kultur und Denkmalschutz und Dr. Joachim Bauer Kulturfonds unter dem Dach der Bürgerstiftung Gütersloh, Bürgerstiftung Gütersloh, Kultursekretariat NRW Gütersloh, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW. Aufgrund der Pandemie kommt die Förderschiene „Neustart Kultur II“ der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien hinzu. Die Restaurierung der Orgel in der Stadthalle wurde von Familie Dr. Peter Zinkann finanziert.
Das aktuelle Spielzeitheft steht hier zum Download bereit:
https://www.theater-gt.de/fileadmin/theater/Downloads/ES_THE_SZheft_22_23_finfin.pdf
Die Preise bleiben erhalten. Lediglich in der Reihe Gütersloh Philharmonisch werden sie um zwei Euro angehoben.
Der Vorverkauf von Abonnements startet am Samstag, den 14. Mai 2022, 9.00 bis 14.00 Uhr, im Service Center der Gütersloh Marketing GmbH, Berliner Str. 63, 33330 Gütersloh. Schriftlich eingegangene Abonnementsbestellungen können erst am folgenden Arbeitstag bearbeitet werden (gültig nach Vorverkaufsstart).
Der Verkauf von Einzelkarten für die gesamte Spielzeit 2022/2023 startet am Samstag, den 18. Juni 2022, 9.00 bis 14.00 Uhr, im Service Center der Gütersloh Marketing GmbH, Berliner Str. 63, 33330 Gütersloh. Unter www.theater-gt.de sind Theaterkarten ab dem 18. Juni 2022, 9.00 Uhr, auch online erhältlich.
Am 18. Juni 2022 können keine telefonischen Vorbestellungen entgegengenommen werden. Telefonische Vorbestellungen sind ab Dienstag, den
21. Juni 2022 möglich.