Em Ende ist’s der Virologe

Autor: gt!nfo

Fotos: Kai Uwe Osterhellweg

15.07.2021

Ist das jetzt das Ende dieser innovativen Streaming-Reihe des Gütersloher Theaters? Mit der Verfilmung von Joachim Zelters „Corona zu zweit“ hatte die Miniserie im YouTube-Kanal der KulturRäume im Frühjahr 2020 Fahrt aufgenommen. Es war die künstlerische Auseinandersetzung des Theaterleiters Christian Schäfer und seinen Kollegen mit der Pandemie. Jetzt kommt „Der Virologe“ auf den Schirm und wird – vermutlich – die letzte Ausgabe dieser Serie sein, die online zeigt, was im Theater bis vor ein paar Tagen verboten war: Schauspiel, Musik oder Tanz vor Publikum. Wir verabschieden uns also mit einem erleichterten Seufzer und nicht minder traurigen Blick. Denn so viel ist sicher: Corona hatte uns ein neues, innovatives Format geschenkt, das es ohne so nicht gegeben hätte.


Und wieder einmal hatte Schäfer eine geniale Mischung an Kunstschaffenden zusammengetrommelt. Da sind wieder einmal die jungen Gütersloher Filmemacher Marwin Gansauge und Kai Uwe Oesterhelweg, ohne die eine Inszenierung nunmal nicht sichtbar wäre. Auch der preisgekrönte Tübinger Autor Joachim Zelter ist wieder mit dabei, der jetzt seinen Text mit „Der Hauptmann von Köpenick reloaded“ untertitelte. Kommt einem das bekannt vor? Ja, genau! Carl Zuckmayers Theaterstück setzt den Ausgangspunkt dieser tragikomischen Geschichte. Und das nicht nur, weil der Kneipenwirt in Anlehnung an Zuckmayers „Hauptmann“ Willy Vogt heißt. Herrlich gespielt wird er vom Gütersloher Schauspieler Andreas Ksienzyk, der schon in „Der Prediger“ zu sehen war. Freundin Hannah wird gespielt von Christine Diensberg, die wie Miriam Berger (Musik) und Anna Sun Barthold-Torpai (Kostüme) zu den „festen Größen“ am Gütersloher Schauspielhaus zählt. Und wie es sich für eine richtige und wichtige Gütersloher Kneipenszenerie gehört, ging man mit der Produktion genau dahin, wo sie am kultigsten und authentischsten ist: in die „Alte Heuwaage“.

 

Drinnen also Kneipenwirt Willy Vogt, der nach einem endlosen Lockdown ohne Geld dasteht und auf die Idee kommt, seinen berühmten Flammkuchen „Tarte à la Willy“ bei einem Virologen-Kongress zu offerieren. Doch das ist nur der Auftakt zu einem aberwitzigen Schelmenstück, in dem die Zahlen zu tanzen beginnen und Willy Vogts Stern unaufhaltsam aufsteigt – bis hin zu den Pforten des Kanzleramts. Und? Wir er auch diesen Satz schreien, der uns allen noch im Ohr klingt: „Ich will da rein“? Schau’n wir mal!


Gute 30 Minuten dauert das kernige Stück, das als Film frei verfügbar auf dem YouTube-Kanal der Kultur Räume Gütersloh und über die Homepage www.theater-gt.de zu sehen ist. Wer mag, kauft dazu virtuelle Tickets zur Unterstützung der Eigenproduktionen des Theaters, für die zumeist freischaffende Künstlerinnen und Künstler engagiert werden.


Foto: Schauspieler Andreas Ksienzyk war bereits 2019 in der Produktion „Der Prediger“ von Joachim Zelter, und 2020 in der Online-Produktion „Das Theater träumt“ zu sehen.



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