Autor: Sybille Hilgert
25.12.2023
Wenn Darwin lächelt
Hollywood ist mal wieder zu Gast in Gütersloh: Isabella Rossellini ist eine der ganz großen Schauspielerinnen des europäischen und amerikanischen Kinos. Die Tochter des italienischen Regisseurs Roberto Rossellini und der schwedischen Schauspielerin Ingrid Bergman ist darüber hinaus seit Jahrzehnten ein begehrtes Model. Weniger bekannt ist, dass sie auch einen Masterabschluss in Biologie hat und sich seit Langem intensiv mit Tieren und ihrem Verhalten beschäftigt. Aus ihrer Leidenschaft für die Fauna sind in den vergangenen Jahren verschiedene szenische Monologe entstanden, mit denen sie an mehr als 50 Orten auf drei Kontinenten zu Gast war, unter anderem bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen, wo ich sie mit ihrer Perfomance zum Thema „Green Porno” gesehen habe. Damit führt sie spielerisch in das Liebesleben der Tiere ein, großartig formuliert und sehr humorvoll – und voller Tatsachen, die einen zum Staunen bringen. Davon abgesehen hat Rossellini eine unglaubliche Bühnenpräsenz. In ihrer neuen Show „Darwin`s Smile” untersucht sie, inwieweit Empathie, die dem Schauspiel wesentlich zugrunde liegt, auch für die Erforschung des Verhaltens von Tieren wichtig ist. Mit Understatement und selbstironischem Ton demonstriert sie, wie die Schauspielerei dazu beitragen kann, sich der Natur der Emotionen von Tieren anzunähern, um sie zu verstehen und spielt dabei Hunde, Katzen, Hühner, Pfauen und natürlich nicht zuletzt Charles Darwin selbst.
Mittwoch, 31. Januar 2024 | 20.00 Uhr
Theater, Theatersaal
Foto: Sophie Boulet
Absolut sehenswert!
Reigen
Es gab mal eine Zeit, da war der „Reigen” von Arthur Schnitzler ein Skandal. Die Uraufführung wurde 1920 vom preußischen Kultusministerium verboten, sorgte für einen der größten Theaterskandale und brachte die Beteiligten wegen „Erregung des öffentlichen Ärgernisses“ vor Gericht. Doch man muss gar nicht so weit zurückgehen. In Gütersloher wurde eine Vorstellung des Stücks noch in den 1980er-Jahren abgesagt – weil „skandalös”! Nun, die Zeiten haben sich zum Glück geändert, und der Reigen kommt nur endlich auch wieder nach Gütersloh. Und darum geht es in dieser Zweipersonen-Stück konzipierten Inszenierung des Prinz Regent Theaters Bochum: Im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in einem von Endzeitstimmung bestimmten Lebensgefühl, treffen Szene für Szene jeweils eine Frau und ein Mann aufeinander. Einsamkeit und Sehnsucht verbindet sie: ob Dirne oder Graf, ob Soldat oder Schauspielerin. Wie im Tanz, der dem Stück seinen Namen gibt, begegnen sie sich in immer neuen und unerwarteten Konstellationen. In der Kritik hieß es einem rundum gelungenen Abend: „kurzweilig, grell, schrill und anrührend zugleich.“
Reigen
Freitag, 12. Januar 2024 | 19.30 Uhr
Theater, Hinterbühne
Foto: Christine Rockenfeller
Video
https://prinzregenttheater.de/reigen.html
Unbedingt hingehen!
Künstler zwischen Jugenstil und Expressionusmus
Das Böckstiegel-Museum in Werther gehört zu meinen Lieblings-Museen: klein und fein, mit kenntnisreich kuratierten Ausstellungen. Außerdem ist es ein architektonisches Highlight und liegt einfach zauberhaft. Nicht vergessen möchte ich das Café mit sehr leckerem Kuchen. Ach ja, die aktuelle Ausstellung widmet sich dem Werk des 1875 in Bielefeld geborenen Künstlers Erich Kuithan. Es ist die Wiederentdeckung eines zu Unrecht wenig bekannten Künstlers, dessen stilistische Entwicklung eine Brücke zwischen Jugendstil, Symbolismus und der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts schlägt. Seine oftmals idealistischen Bilder zeigen Menschen, mitunter als allegorische Gestalten, am Strand oder in Frühlingslandschaften. Erich Kuithan ist ein Maler zwischen den Jahrhunderten, dessen Werk sich um 1900 eigenständig und ohne eine eindeutig mögliche Zuordnung zwischen Jugendstil, Symbolismus und Expressionismus entwickelt. Als Retrospektive angelegt, gibt die Ausstellung einen Überblick über alle Schaffensphasen des Künstlers und versammelt dazu eine Auswahl von etwa 75 bildnerischen Werken aus dem Nachlass. Porzellane aus dem Bestand des Stadtmuseums Jena und private Leihgaben komplettieren die Schau.
Foto: Museum Peter August Böckstiegel
Erich Kuithan
Peter August Böckstiegel Museum, Werther
Bis zum 28. Januar 2024
https://www.museumpab.de/das-museum-erleben/ausstellung/
Feiner Kunstgenuss
Strauss und Schostakowitsch
Die Nordwestdeutsche Philharmonie ist im Rahmen der Reihe „Gütersloh philharmonisch” wieder in der Stadthalle zu Gast. Und das sollte man sich nicht entgehen lassen, denn der junge Dirigent Jonathon Hayward, Orchesterchef seit 2021, wird im Sommer nach New York wechseln. Auf dem Programm stehen
die „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss auf Texte von Hermann Hesse und Joseph von Eichendorff. Sie sind künstlerisches Vermächtnis ihres zum Zeitpunkt der Komposition über 80-jährigen Schöpfers und zugleich ein letztes rauschendes Aufbäumen der romantischen Musik. Weiterhin wird die mehr als einstündige Sinfonie Nr. 8 c-moll von Schostakowitsch gespielt. Sie wird heutzutage als das persönlichste Werk des russischen Sinfonikers betrachtet.
Foto: Laura Thiesbrummel
Nordwestdeutsche Philharmonie
Strauss und Schostakowitsch
Stadthalle, Großer Saal
Freitag, 26. Januar 2024 |20 Uhr (Einführung: 19.15 Uhr)
Musik vom Feinsten!
Über das Leben von Astrid Lindgren
Auch ich bin mit Astrid Lindgrens Büchern aufgewachsen, und sie zählen für mich immer noch zum Schönsten, was für Kinder jemals geschrieben wurde. Wenn die Schauspielerin Gesine Cukrowski einen Bühnenabend mit Texten von Lindgren macht, dann ist das eine großartige Kombination. Der Bühnenabend „Ich bin Astrid aus Smaland” ist ein Monolog über Lindgrens Leben, aber auch eine Collage mit Texten aus ihren Werken, von „Pippi Langstrumpf" über den „Michel” bis zu „Mio, mein Mio” – das wird auch ein Abend mit Erinnerungen an Kindheits-Nachmittage auf dem Sofa mit Lindgrens Büchern. Und irgendwie hat man bei Astrid Lindgren ja auch das Gefühl, sie persönlich zu kennen – wie ein Familienmitglied.
Ich bin Astrid aus Smaland
Stadthalle Rheda-Wiedenbrück
Dienstag, 23. Januar 2024 | 20 Uhr
Foto: sagas ensemble
Nicht verpassen!