
Autor: Sybille Hilgert
27.12.2022
Zwischen Weihnachten und Neujahr haben wir ein wenig Zeit, die vielen kulturellen Ereignisse, mit denen Gütersloh im vergangenen Jahr aufwarten konnte, Revue passieren zu lassen. In den vergangenen Wochen gab es so einige großartige Events: Jamie Cullum hat das Theaterpublikum von den Stühlen gerissen, die angeblich steifen Ostwestfalen tanzten zwischen den Reihen. „Der Geizige“ des Thalia Theaters bekam stehende Ovationen. Und so wird es weitergehen. Bereits im Januar und Februar sind hochkarätige Gäste in Theater und Stadthalle zu Gast. Auf ein neues wunderbares Kulturjahr 2023! – Hier kommen meine ultimativen und völlig subjektiven Tipps für Tanz- und vor allem Musikfans.
Unbedingt hingehen!
Hans Werner Henze in Worten und Musik
Der in Gütersloh geborene und in seinem Leben international vernetzte Hans Werner Henze (1926–2012) gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Opernkomponisten des 20. Jahrhunderts. Jetzt wird er mit einer besonderen Aufführung gewürdigt. „Die Musik erinnert sich an Wörter“ – in diesem Gesprächskonzert der Hochschule für Musik Detmold und des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Paderborn werden ein gutes Jahrzehnt nach Henzes Tod Ausschnitte seiner bisher unveröffentlichten Briefe gelesen. Henzes Musik mag für nicht geschulte Ohren anstrengend sein. Der Weg über das Wort ist gut geeignet, um in diese Musik einzutauchen und sie vielleicht besser zu verstehen. Durch die Lesung wird dem Publikum eine neue Hörperspektive eröffnet. Diese Kombination verspricht einen spannenden und erhellenden Vormittag. Es musizieren Ensembles der Hochschule für Musik Detmold, Teile des Programms sind unter anderem Henzes Kantate „Being Beauteous“ (1963) auf das gleichnamige Gedicht aus „Les Illuminations“ von Arthur Rimbaud für Koloratursopran, Harfe und vier Violoncelli sowie „Three Auden Songs“ für Tenor und Klavier mit Texten von W. H. Auden (2008). Die Mitwirkenden sind Studierende und Lehrende der Hochschule für Musik Detmold und des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Paderborn.
Die Musik erinnert sich an Wörter
Theater, Skylobby
Sonntag, 29. Januar | 11.00 Uhr
Foto: Ilse Buhs
Hier gibt es Tickets
https://theater-gt.eventim-inhouse.de/theater.webshop/webticket/bestseatselect?eventId=2637
Nicht so meins
Der Kleine Prinz
Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ich liebe Musicals. Jederzeit bricht irgendjemand in Gesang aus oder fängt an zu tanzen. Das macht mir gute Laune! Aber: Muss man denn aus jedem Buch ein Musical machen? „Der kleine Prinz“ ist ohne Zweifel ein schönes Buch und wird von Millionen Menschen geliebt. Doch wenn ich mir einen singenden Fuchs oder, erst recht, eine tanzende und trällernde Rose vorstelle, dann ruft es sofort „Das ist Kitsch!“ Die amerikanische Opernsängerin Deborah Sassson und der Sänger und Choreograf Jochen Sautter haben trotzdem ein Musical aus der Geschichte gemacht. Denn ihrer Ansicht nach erreicht man mit Musik die Herzen der Menschen viel unmittelbarer erreichen. Die Inszenierung ist aufwendig und zeigt gelungene Videoprojektionen. Das eigens zusammengestellte Ensemble „The Starnight Musical Company and Orchestra” ist seit Dezember 2015 mit „Der kleine Prinz“ auf Tournee. Am 20. Januar in der Stadthalle.
Der kleine Prinz – Das Musical
Stadthalle, Großer Saal
Freitag, 20. Januar 2023, | 20.00 Uhr
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=PklxN_WMRCM
Foto: Manfred Esser
„Wird großartig“
Tanz vom Feinsten
Ich habe in Gütersloh schon wunderbare Tanzperformances gesehen. Nahezu jede Vorstellung von Eric Gauthiers Companie gefällt mir. Es gab aber auch Ausnahmen, etwa das im September gezeigte „Made of Space“. Das riss einen Großteil des Publikums zu Beifallsstürmen hin, ich fand es nur banal. So unterschiedlich sind die Tanzgeschmäcker. Nun kommt aber Anfang Februar NDT 2, der junge, experimentierfreudige Ableger des Nederlands Dans Theaters, einer der weltweit führenden Tanzkompagnien. Sie bringen drei Stücke auf die Bühne. Zum einen „The Big Crying“ von Marco Goecke. Zu Musik der Songwriterin Tori Amos zeigt der große deutsche Choreograf des 21. Jahrhunderts die lachende Verzweiflung des Lebens und die unheimliche Ruhe des Todes in der für ihn typischen Körpersprache, die, ich gebe es zu, manchmal recht anstrengend sein kann. Nadav Zelner erzählt in „Bedtime Story“ zu tunesischen und arabischen Rhythmen die verrückten Geschichten, die in unseren Träumen passieren. Edward Clug hat in „Cluster“ ohne Konzept, Idee, Musik oder andere Elemente mit der Company gearbeitet. Ich bin sehr gespannt!
NDT 2
Theater Gütersloh, Theatersaal
Mittwoch, 1. Februar, | 19:30 Uhr
Donnerstag, 2. Februar | 19:30 Uhr
Trailer „Big Crying”
https://youtu.be/plhmgYZ-cZo
Foto: Rahi Rezvani
Nicht versäumen“
Brecht und Weill mit Wums
Kurt Weill und Bertold Brecht haben wunderbare Songs zusammen geschrieben. Alle wurden von hochkarätigen Künstlerinnen und Künstlern interpretiert - von Frank Sinatra über Marlene Dietrich bis hin zu Ute Lemper. Und das meist richtig, richtig ernsthaft. „The Mandelay Project“ ist angetreten, das zu ändern. Am 21 Januar bringen Anne Bontemps, Schauspielerin und Sängerin, und ihre drei brasilianischen Mitstreiter Weill und Brecht in Arrangements voller Leichtigkeit, Witz und Charme auf die Bühne. Ganz klar einordnen lässt sich das Ergebnis nicht. Aber es macht sehr viel Spaß, dem Quartett dabei zuzuschauen, wie sie die Klassiker mit ganz viel „Wums“ und „Päng“ vortragen. Das wird schnell, das wird lustig, das wird ungewöhnlich!
The Mandelay Projekt
Theater, Skylobby
Samstag, 21. Januar | 20.00 Uhr
Zur Homepage
https://www.annebontemps.com/musik
Foto: Fabian Erler