Alles neu bei Gütersloh Marketing?

Sybille Hilgert

Autor: Sybille Hilgert

Fotos: Sybille Hilgert

10.07.2024


Christina Junkerkalefeld, die bisher die Leitung des City- und Tourismusmanagements bei der Gütersloh Marketing GmbH (gtm) innehatte, hat sich im Bewerbungsverfahren gegen 20 Mitbewerber durchgesetzt. Nach einem Jahr ohne beziehungsweise mit einem Interims-Geschäftsführer, übernimmt die 32-Jährige ab August die Geschäftsführung der gtm.

 

Interview und Fotos: Sybille Hilgert

 

Frau Junkerkalefeld, herzlichen Glückwunsch zur neuen Position als Geschäftsführerin der gtm.

 

Junkerkalefeld: Offiziell geht es ja erst ab dem 1. August los. Im Moment befinde ich mich in einer Übergangsphase und bereite alles vor, damit es Anfang August direkt losgehen kann. Es ist eine neue Herausforderung, auf die ich mich auf jeden Fall sehr freue.

 

Wie haben Sie sich gegen die 19 anderen Bewerber durchgesetzt?

 

Junkerkalefeld: Durch meine fünf Jahre bei der gtm als Leiterin des City- und Tourismusmanagements kenne ich die Stadtgesellschaft und bin bestens vernetzt. Und ich denke, dass ich in meinem Bewerbungsgespräch die Motivation für die Neuausrichtung der gtm überzeugend vermittelt habe. Vielleicht war das ein ausschlaggebender Grund.

 

Nach der heftigen Kritik und den Spesenproblemen im vergangenen Jahr – gibt es noch Nachwehen?

 

Junkerkalefeld: Das ging natürlich nicht spurlos an den Mitarbeiterinnen der gtm vorbei. Aber im Rahmen des Stadtmarketing-Gipfels im Juni 2023 sind wichtige und sinnvolle Schritte erarbeitet worden, um eine Neuausrichtung in Gang zu setzen.

 

Das Konzept ist von einer externen Agentur erarbeitet worden. Welche Rolle hat die gtm beim Entstehungsprozess gespielt?

 

Junkerkalefeld: Eine ganz intensive natürlich. Denn wir sind diejenigen, die nah dran sind an der Stadt und wissen, um was es geht. Außer uns haben auch die Gesellschafterversammlung und weitere Stakeholder, zum Beispiel die Werbegemeinschaft und der Einzelhandelsverband, die Erarbeitung des Konzeptes eng begleitet.

 

Was sieht das Konzept vor?

 

Junkerkalefeld: Der Fokus wird nicht mehr nur allein auf der Innenstadt liegen. Wir werden jetzt auch mit den Stadtteilen zusammenarbeiten. So wird gerade ein gemeinsamer Veranstaltungskalender vorbereitet, in dem alle Events gebündelt werden.  Ganz wichtig ist für uns eine offene Kommunikation, damit die gtm auch für Außenstehende transparenter wird. Die Sichtbarkeit der gtm soll gesteigert werden, so dass wir als erster Ansprechpartner in Dingen wahrgenommen werden, die wichtig für das Image, aber auch die Lebensqualität der Stadt sind. So können wir frühzeitig auf Trends reagieren und mit diesen agieren, um diese in den Stadtdiskurs einbringen zu können. Die gtm soll darüber hinaus verstärkt als wirtschaftlicher Akteur tätig werden.

 

Wir wollen nach vorne blicken und uns bestmöglich durch neue Projekte und Veranstaltungen präsentieren. Weiterhin werden wir verstärkt Netzwerke aufbauen und auf Vereine, Institutionen und Unternehmen zugehen. Auch im Tourismusbereich werden wir uns stärker vernetzen – etwa mit den umliegenden Städten – und zum Beispiel an weiterhin an bundesweiten Tourismustagen teilnehmen.

 

Haben Sie überhaupt einen Handlungsspielraum innerhalb des neuen Konzeptes?

 

Junkerkalefeld: Ja, natürlich – auch dadurch, dass wir von Anfang an in die Entwicklung mit einbezogen wurden. Wir stehen komplett hinter dem Konzept, das die Grundlage für alle Weiterentwicklungen ist.

 

Wie eng ist das Team in die Neuausrichtung einbezogen?

 

Junkerkalefeld: Für mich ist es ganz wichtig, das Team mitzunehmen und nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen. Die Personalkapazitäten, die wir haben, werden nicht aufgestockt. Meine Stelle wird allerdings neu besetzt. Wir werden intern umstrukturieren und Kapazitäten freimachen. Angefangen bei den Öffnungszeiten des Servicecenters. Diese werden angepasst. Hier im Team herrscht große Motivation, und wir sehen die Neuausrichtung als Herausforderung und Chance, um Gütersloh weiterzuentwickeln

 

Was sind Güterslohs Stärken aus Ihrer Sicht?

 

Junkerkalefeld: Gütersloh ist offiziell eine Großstadt, aber sie ist immer eine Stadt der kurzen Wege geblieben. Man kennt sich, kommt schnell von A nach B, es gibt viele grüne Ecken. Obwohl Gütersloh Großstadt ist, hat es sich ein Flair von Heimeligkeit bewahrt. Und das finden viele Menschen richtig gut. Darüber hinaus ist Gütersloh ein großer Wirtschaftsstandort. Und wir wollen den Standort noch attraktiver machen, um weiterhin Arbeitskräfte und ihre Familien zu gewinnen.

 

In der Innenstadt herrscht – wie überall – Einzelhandelssterben. Was kann die gtm dagegen tun?

 

Junkerkalefeld: Für eine Stadt dieser Größenordnung hält sich der Leerstand in Grenzen. Wir, der Fachbereich Stadtplanung und ConceptGT, haben jetzt eine Anschlussförderung für das Sofortprogramm Innenstadt bekommen. Aus diesem Förderprogramm sind zum Beispiel neue Projekte wie das „Kids & Coffee“ und das Café Wunderland entstanden. Wir arbeiten weiterhin daran, die Attraktivität und Lebensqualität in der Innenstadt zu erhalten und zu steigern. Übrigens findet regelmäßig eine Immobilien-Sprechstunde bei der ConceptGT statt, bei der man über mögliche Nachvermietungen, Förderprojekte und weitere Themen ins Gespräch kommen und sich informieren kann. Aber wenn ein Immobilieneigentümer sich beispielsweise für einen weiteren Handyladen als Mieter entscheidet, sind uns die Hände gebunden. Darüber hinaus werden wir natürlich weiterhin die Innenstadt gestalten und bespielen, um für Aufenthaltsqualität zu sorgen.

 

Welche Ziele haben Sie für die zukünftige Entwicklung Güterslohs?

 

Junkerkalefeld: Das sind definitiv die Standortförderung und die Markenbildung. Wir möchten, dass sich die Bürgerinnen und Bürger stärker mit ihrer Stadt identifizieren. Sie sollen sich ins Bewusstsein rufen, dass ihre Stadt viel mehr als gar nicht so schlecht ist. Und letztendlich denke ich, dass die die Gütersloher das im tiefen Inneren auch wissen, es in ihrer typisch ostwestfälischen Bescheidenheit aber nicht nach außen transportieren.

 

Welche Veranstaltungen liegen in nächster Zeit an?

 

Junkerkalefeld: Priorität Nummer 1 hat das Stadtjubiläum, das wir als neues großes Projekt, zusammen mit dem Fachbereich Kultur, hinzubekommen haben und für das nur noch kurze Vorbereitungszeit zur Verfügung steht. In diesem Jahr wird es noch ein Open-Air-Kino geben, außerdem veranstalten wir die Michaeliswoche im Auftrag des Verkehrsvereins und den Weihnachtsmarkt im Auftrag der Werbegemeinschaft. Im nächsten Jahr wird es natürlich wieder den Gütersloher Frühling geben. Dieser hat in diesem Jahr aus diversen Gründen nicht in der Weise stattgefunden, wie wir uns das gewünscht hätten. Das lag unter anderem an fehlenden Kooperationspartnern und Personalmangel in den Partnerbetrieben sowie der Haushaltslage. Deshalb gab es in diesem Jahr beispielsweise keine Blumenellipsen. Im nächsten Jahr wird der Gütersloher Frühling in neuer Pracht stattfinden.

 

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Neuausrichtung der gtm?

 

Junkerkalefeld: Das ist nicht festgeschrieben, weil es heute eine Selbstverständlichkeit ist, nachhaltig zu handeln. Nur ein Beispiel: Bei Events arbeiten wir überwiegend mit lokalen Dienstleistern zusammen oder achten auf Müllvermeidung.

 

Und wie weit ist die Digitalisierung bei der gtm fortgeschritten?

 

Junkerkalefeld: Mehr Digitalität geht wahrscheinlich immer und wird sich weiterhin ausweiten, aber wir versuchen, viel weniger an Papier und Unterlagen auf dem Tisch zu haben, weniger Papier zu verbrauchen. Das Ticketing läuft zum Teil schon über den Webshop, aber wir haben noch sehr viele Kundinnen und Kunden, die Karten bei uns kaufen. Daher wird das Doppelmodell Ticketservice vor Ort und Online weiterhin parallel laufen.

 

Sie blicken also positiv in die Zukunft der gtm?

 

Junkerkalefeld: Ja, ich bin sehr guter Dinge. Vor allem, da kann ich mich nur wiederholen, kann ich mich auf ein starkes kreatives Team verlassen, das für Gütersloh und die gtm brennt. Und ich kann auf die Unterstützung der Gesellschafterversammlung, des Beirats und der städtischen Akteure zählen.

 

 

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