Hart, härter, Triathlon

Autor: gt!nfo

06.07.2023

Diese drei sind aus besonderem Holz geschnitzt! Nicole Müther, Dominik Bahr und Dr. Christoph Stahlhoff starten bei der Challenge Roth, dem größten Langdistanz-Triathlon der Welt. Wir haben eine Woche vor dem Start mit Nicole und Dominik gesprochen. Christoph, der als Arzt beim Klinikum Gütersloh arbeitet, konnte aus terminlichen Gründen nicht am Gespräch teilnehmen.


Noch ist die Stimmung sehr entspannt. Also rein äußerlich. Das liegt unter anderem daran, dass in der Woche vor der Challenge Roth der Körper eher „auf kleinerer Flamme“ gehalten wird. Es gibt einzelne Sporteinheiten, die nicht mehr so stark belasten. Ansonsten ist das Motto „wenig Stress, wenig Aufregung und viel essen“. 

Rein mental beschäftigen sich die drei Athleten fast nur noch mit dem großen Ereignis. Wenn dann der Startschuss fällt, „wird richtig aufgedreht“, so Dominik Bahr. Er, Nicole und Christoph haben sich im Tri-Team des GTV kennengelernt. Hier trainieren sie seit einiger Zeit unter Leitung von Leif-Erik Bleisch. Der 23-jährige Sportstudent ist Triathlet, der Superstar des Vereins und er lebt das Thema selbst total. Die drei Athleten können so locker sein, weil sie sich schon seit etwa einem Jahr auf das Ereignis vorbereiten. „Jeder Kilometer, der im September schon gefahren, gelaufen oder geschwommen wird, hilft weiter“, so Christoph. Die Frage ist auch, ob man ein totaler Anfänger ist oder bereits Grundlagen hat. Außerdem spielt das persönliche Ziel eine Rolle. Wer eine bestimmte Zeit im Blick hat, den erwartet ein härteres Training als denjenigen, der einfach nur ins Ziel kommen möchte.


Christoph Strathoff erreichte das Ziel mit 11:06 Stunden.


Als „einsamer Wolf“ unterwegs

Die sogenannten Peaks, die harten Trainingsintervalle, finden noch viel umfangreicher statt, um den Körper entsprechend vorzubereiten. Dabei lernt man sich selbst auch noch einmal ganz anders kennen, denn bei diesem harten Training wird man gezwungenermaßen zum „einsamen Wolf“. Bei drei- bis vierstündigen Radausfahrten inklusive harten Sprints streiken Familie und Freunde verständlicherweise. „Man muss das wirklich wollen“, sagt Nicole. Dabei meint sie nicht nur das harte Training, sondern auch alles, was so „nebenbei“ noch stattfindet: der Job, die Familie, das Sozialleben. Alles muss geplant und organisiert werden, denn wenn man nicht fokussiert ist, bleibt der Trainingseffekt auf der Strecke. Fest steht, dass Familie und Freundeskreis eine Menge Geduld und Verständnis für die Hobby-Extremsportler aufbringen müssen.


Zeitintensiv und harte Arbeit

Die Trainingspläne stimmt Leif-Erik individuell auf die Stärken und Schwächen der drei Athleten ab. Die Trainingsdaten werden in Fitnesstrackern abgespeichert und in einer Cloud hochgeladen. Leif-Erik kann an den Daten die individuellen Level ablesen und plant entsprechend die folgende Trainingswoche. Die Pläne werden am Sonntag bereitgestellt und dann wird die Woche von den Trainierenden drumherum organisiert. Die Trainingsphasen sind unterschiedlich intensiv: Nach drei bis vier Wochen hartem Training gibt es eine ruhigere Woche, in der sich alles „setzen“ kann. An den Wochenenden finden auch mal Doppeleinheiten statt. Dann wird erst geschwommen, danach geht es aufs Rad. Das Körpergedächtnis muss auf den Wechsel im Wettkampf eben auch vorbereitet werden. 


Nicole (hier auf der Radstrecke) war mit einer Zeit von 12:52 Stunden hochzufrieden


Ausgeklügelte Wettkampf-Strategie

Die individuellen Trainingspläne sind kein Luxus, sondern ein guter Schutz vor Überforderung. Auch für die Challenge wird es eine Strategie geben. Die hilft dabei, sich die Strecken einzuteilen. Nicole hat bereits vor zwei Jahren an der Challenge Roth teilgenommen. Damals noch unter Corona-Bedingungen mit entsprechend wenigen Zuschauern. Eigentlich wollte sie nur einmal dabei sein, aber dieses Mal möchte sie die Stimmung und die Emotionen in Roth richtig genießen. Probleme könnte eine Fußverletzung bereiten. Sie ist der Grund, dass sie in der Vorbereitung relativ wenige Laufkilometer hinter sich gebracht hat. „Ich starte einfach und warte, was kommt. Ich hoffe einfach, dass der Schmerz nicht zu stark wird.“ Und wenn es gar nicht geht, müsse sie sich dazu durchringen, aufzuhören.


Gesund ins Ziel kommen

Das Thema Ernährung spielt natürlich auch eine große Rolle. Das Jahr über essen die drei ganz „normal“. In der Woche direkt vor dem Start geht es bei den Güterslohern darum, sich an eine vermehrte Aufnahme von Kohlenhydraten zu gewöhnen. Da werden schon mal jede Menge Gummibärchen verputzt. Auf dem Weg zum Start wird eine Trinkflasche mit aufgelöstem Isopulver geleert, während des Rennens gibt es Energie-Gele aus der Tube, Riegel oder Bananen. Und auch hier ist der Trainer gefragt: Leif-Erik wird auch eine klare Ernährungsstrategie für den Wettkampf ausgeben und festlegen, ab welchem Kilometer auf dem Fahrrad oder beim Laufen, welches Gel verzehrt wird.

Dominik ist schon sehr gespannt auf die Challenge Roth. Vor zwei Jahren hat er bereits am Ironman in Nizza teilgenommen. „Die Stimmung war großartig. Überall standen Menschen, die einen angefeuert haben.“ In Roth will er gesund ins Ziel kommen und im Idealfall eine bessere Zeit als in Nizza erreichen. 

Und dann? „Der Sonntagabend wird heftig. Da müssen erstmal die Knochen sortiert werden. Und ein bis zwei Tage ist man komplett derangiert“, meint Dominik. Dass man den Wettkampf geschafft hat, realisiert man sowieso erst nach ein paar Tagen wirklich. Man ist so voller Adrenalin, dass die Wahrnehmung für solche Dinge vollkommen verschwimmt. Und Nicole will erst einmal nur „ganz normale Wander- oder Bike-Touren machen. Eine Challenge Roth brauche ich nicht jedes Jahr. “



Challenge Roth


Die bayerische Region Roth lebt das Thema Triathlon. 7.500 Freiwillige unterstützen das Ereignis: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen durch den Triathlon-Landkreis. Das Sport-Festival ist bereits seit 1984 Heimat für Triathletinnen und Triathleten aus aller Welt. Hier wurden zahlreiche Weltrekorde aufgestellt. In diesem Jahr gewann der Däne Magnus Ditlev den Triathlon-Klassiker in der unglaublichen Zeit von 7:24:40 Stunden und stellte damit einen neuen Weltrekord auf.

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