Autor: gt!nfo
Fotos: Pixabay
27.12.2021
Wir haben das Wort!
Klimawandel und Corona – das sind die Themen, die das Leben im Jahr 2021 maßgeblich bestimmt haben – auch, vielleicht sogar vor allem, das der Schülerinnen und Schüler. Und immer noch stecken alle mittendrin. Corona scheint zu einer Endlosschleife geworden zu sein – doch was ist mit dem Klimaschutz? Wird jetzt alles besser?
Anna Kötter, Q2, Schülerin der Anne-Frank-Gesamtschule, hat sich dazu ihre Gedanken gemacht.
Die Worte „Klimaschutz” und „Nachhaltigkeit” tauchen nahezu in allen Lebensbereichen auf. Dabei ist es den meisten Menschen zwar bewusst, dass es sich bei der Thematik um eine ernsthafte Angelegenheit handelt, aber es scheint sich nur ein minimaler Teil der Bevölkerung dafür einzusetzen oder das eigene Verhalten klimafreundlich und nachhaltig zu gestalten.
Warum ist das so? Es könnte daran liegen, dass sich der andere Teil der Bevölkerung zu große Ziele setzt. Wer schon mal in Kreisen von Klimaschützerinnen verkehrt hat, weiß, dass es für viele von ihnen nur das eigene Richtig oder Falsch gibt, das eigene Grün oder Schwarz. Manche von ihnen sehen das Autofahren als Umweltkatastrophe an, die anderen den Verzehr von tierischen Produkten, wieder andere den Konsum von neuen Waren oder die Produktion von Müll. Oft werden ein oder mehrere Bereiche herausgegriffen, in denen dann ein vollständiger Verzicht gefordert wird. Dann wird das Auto abgeschafft oder zwanghaft versucht, Müll komplett zu vermeiden, es wird nichts Neues mehr konsumiert oder es werden nur noch vegane Produkte verwendet. Das Verhalten wird strikt nach den eigenen Vorsätzen ausgerichtet und zum Teil so perfektioniert, dass es teilweise ins Extreme übergeht.
Zu viel scheint kontraproduktiv
Für Außenstehende haben diese Verhaltensmuster eine abschreckende Wirkung. Es scheint so, als müsse derjenige, der nachhaltig leben möchte, sein Leben von einem auf den anderen Tag vollständig auf den Kopf stellen und asketisch umstrukturieren. Das alles, zusammengenommen mit der Tatsache, dass die Folgen des Klimawandels einen selbst sowieso nicht mehr oder erst im Alter betreffen, macht die Entscheidung gegen ein nachhaltiges Leben zumindest nachvollziehbar.
Extremismus verhindert Motivation
Ein weiteres Problem ist, dass die Toleranzbereitschaft bei Klimaschützerinnen zum Teil gering ist. Wer die Ideale nicht verfolgt, ist ein „Mörder zukünftiger Generationen“ oder „Zerstörer der Welt“. Dabei spielt häufig gar keine Rolle, ob die Person sich in manchen Lebensbereichen nachhaltig verhält oder sich Mühe gibt, das eigene Verhalten möglichst klimafreundlich umzustrukturieren. Wer findet da noch die Motivation, sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz einzusetzen?
Weniger Anspruch ist mehr
Die Gesellschaft strebt stets ein Höher, Schneller, Besser – gerne auch in Perfektion – an. Leider auch im Bereich der Nachhaltigkeit. Warum denken wir nicht um, schrauben diesen Perfektionismus herunter und entschleunigen das alltägliche Leben? Warum beginnen wir nicht einfach damit, einen Tag in der Woche auf tierische Produkte zu verzichten, das Fahrrad anstelle des Autos zu nehmen oder beim Einkaufen die Plastiktüte gegen einen Mehrwegbeutel einzutauschen? Scheinbar kann der Mensch aber nicht ohne das Streben nach stetiger Verbesserung und Perfektion. Dabei würde es der Umwelt mehr bringen, wenn mehr Menschen sich weniger perfekt nachhaltig und umweltfreundlich verhalten, als wenn dies nur ein paar Menschen tun, die sich extrem verhalten und damit andere abschrecken.
Anna Kötter, Q2 der Anne-Frank-Gesamtschule