Faszination mit drei Kugeln

Markus Corsmeyer

Autor: Markus Corsmeyer

Fotos: Detlef Güthenke

03.03.2022

Es herrscht absolute Konzentration in den Räumen der Billard-Abteilung der DJK Gütersloh in der Kökerstraße. Gebannt beobachte ich jeden Blick, jeden Stoß der Spieler. Obwohl es sich an diesem Wintertag nur um eine Trainingseinheit handelt, zieht mich diese Sportart sofort in ihren Bann. Es ist die Rede vom Karambolage Dreiband-Billard, der anspruchsvollsten Variante im Billard, die hier mit Hingabe gelebt, geliebt und gespielt wird.


 

In einem Hinterhof befinden sich die Clubräume der Gütersloher Billard-Spieler. In diesen versteckt gelegenen Räumen in der Innenstadt wird die Königsdisziplin gespielt: das Dreiband-Billard. Eine absolute Präzisionssportart, denn hier ist räumliches Vorstellungsvermögen und Konzentration Voraussetzung, um erfolgreich spielen zu können.

 

Die Regeln klingen zunächst ganz einfach – die Umsetzung gestaltet sich jedoch schwieriger. Soll heißen: drei Kugeln, keine Löcher. Die eigene Spielkugel muss die beiden anderen Bälle berühren und vor der Karambolage mit der dritten Spielkugel mindestens dreimal eine Bande berührt haben, damit ein Punkt erzielt wird.

 

Erzielte Punkte und die so genannten Aufnahmen, die besagen, wie oft der Spieler an den Tisch kommt, werden protokolliert. Die Partie beginnt mit einem Anfangsstoß, bei dem ein roter Ball zuerst getroffen werden muss, und endet in der Regel mit einem so genannten Nachstoß des zweiten Spielers aus der Anfangsposition.

 

Ehemalige Hochburg Gütersloh

 

Gütersloh galt einmal als Billard-Hochburg in Deutschland. Lang ist es her. In den 1980er-Jahren spielte man als BC Gütersloh noch in der Bundesliga, 1983 waren die „Local Heroes“ sogar Ausrichter der Deutschen Meisterschaften im Katholischen Vereinshaus (jetzt Gütersloher Brauhaus) – und 1987 war der Club noch Mitglied in der 2. Bundesliga. Insbesondere in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren erfreute sich Dreiband dank der häufigen und interessanten TV-Übertragungen in der ARD-Sportschau bundesweit großer Beliebtheit – und ein Name wie Raymond Ceulemans (Belgien) war den Sport-Fans ein absoluter Begriff.

 

Aktuell spielen die Gütersloher noch in der Verbandsliga – nächste Saison geht es eine Etage tiefer in Richtung Landesliga. Ein Spieltag dauert in der Regel bis zu vier Stunden, Die Mannschaft besteht aus vier Personen. Gespielt wird in Weste, weißem Hemd und schwarzer Hose – man legt Wert auf Stil und Tradition. Keine Spur von Spielhallen-Atmosphäre …

 

„Faszination mit drei Kugeln“

 

Heute kämpfen viele Billardvereine in Deutschland ums Überleben, die Popularität hält sich in Grenzen. Zu Unrecht, denn die Sportart ist anspruchsvoll und faszinierend. Zu den Hotspots im Carambol-Dreiband gehören in Deutschland München, Berlin und Magdeburg – hier erfreut sich der Sport größerer Beliebtheit als in Ostwestfalen

 

Trotz der überschaubaren Anzahl an Mitgliedern hat der Gütersloher Ulrich Tschorn keine Angst um die Zukunft der Billard-Abteilung in der DJK: „Die Faszination mit den drei Kugeln bleibt bestehen, daher werden wir sicherlich auch weiterhin neue Mitglieder für uns werben können“, so der leidenschaftliche Spieler, den „die Suche nach dem Lösungsweg“ beim Dreiband fasziniert.

 

Abteilungsleiter Klaus-Willi Eschmann (77) möchte gerne eine Damenmannschaft etablieren und freut sich darüber hinaus über weitere – gerne auch jüngere – Mitglieder. Aus diesem Grund bieten die Gütersloher drei Monate lang eine beitragsfreie „Schnuppermitgliedschaft“ an.

 

Gefühl und gutes Auge

 

Trainiert wird in der Kökerstraße dienstags und donnerstags immer zwischen 16 bis 19 Uhr. „Wer bei uns Billard spielen lernt, hat auch die besten Voraussetzungen für Pool-Billard oder Snooker“, erklärt Sportwart Torsten Glasebach. Der 48-Jährige ist über die Ferienspiele Ende der 1980er-Jahre zum Billard gekommen und seitdem von dieser Sportart fasziniert. „Für mich steht der mannschaftliche Zusammenhalt immer an erster Stelle“, so Glasebach, der auch für die Organisation der Turniere verantwortlich zeichnet.

 

Um den Lauf der Kugeln über drei Banden zu kontrollieren, braucht man neben jeder Menge Gefühl ein gutes Auge für die Richtung und Stärke des Stoßes. Über ein gewisses Maß an Talent hinaus kommt es auf Fließ und Übung an, um die Sportart zu erlernen! Damit die Mitglieder der Billard-Abteilung der DJK auch entsprechend üben können, wann immer sie Zeit und Lust dazu haben, steht ihnen der Zugang zu den Clubräumen Tag und Nacht offen. Die Spieler verabreden sich in der Regel über eine WhatsApp-Gruppe, um dann gemeinsam zu trainieren.

 

Sportlich ragt „Ur-Mitglied“ Jörg Ikenmeyer heraus. Der Gütersloher spielt auch für andere Bundesliga-Vereine und konnte im Jahr 2020 die Deutsche Vizemeisterschaft im Teampokal Dreiband feiern. Dieser Wettbewerb im Karambolage-Billard ist mit dem DFB-Pokal im Fußball zu vergleichen, wo Mannschaften aus unterschiedlichen Klassen gegeneinander spielen.

 

Zu den erfolgreichsten Spielern in der Region zählt zurzeit Jens Stuß (54), ältestes Mitglied ist der 87-jährige Walter Graßnick, der zeigt, dass der Sport auch bis ins hohe Alter betrieben werden kann.

 

Kontakt:

 

DJK Billard

Kökerstraße 20

3330 Gütersloh

 

Fotoauswahl:

 

https://www.picdrop.com/badstrasse14/1FQHK5iCn9


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