Fotos: Inner Wheel
06.02.2025
Gelungenes Literatur-Theater: Dr. Hildegund Scheipermeier (Mitte), amtierende Präsidentin des Gütersloher Inner Wheel Clubs, bedankte sich bei Christiane Hagedorn und Martin Scholz, die als „Duo Conjak“ ein pointiertes, szenisch-musikalisches Porträt von Hildegard Knef entwarfen.
Erfolgreich sein und den Ruhm genießen. Scheitern und die Niederlagen akzeptieren. Aufstehen und sich - gegen alle Widerstände - immer wieder neu erfinden. Das war Hildegard Knef. Ein Weltstar deutscher Provenienz, umstrittene Schauspielerin, angefeindete Erfolgsautorin und - als „Grande Dame des Chansons“ gepriesen -, eine Sängerin mit einer Stimme, die eigentlich gar keine und trotzdem eine ganz große war. Ihr Lebensmotto? „Ich will!“. Mit einem pointierten, szenisch-musikalischen Porträt hat das Münsteraner Duo Conjak am Sonntag auf Einladung des Inner Wheel Clubs Gütersloh das Phänomen Hildegard Knef, aber auch die multibegabte, scharfsinnige, kämpferische, widersprüchliche und verletzliche Frau dahinter, so gekonnt wie unterhaltsam beleuchtet.
Präsidentin Dr. Hildegund Scheipermeier konnte zum traditionellen Literaturtheater in der voll besetzten Erlöserkirche rd. 220 Gäste begrüßen, darunter die stellvertretende Gütersloher Bürgermeisterin Ingrid Hollenhorst, die amtierende Inner Wheel-Distriktpräsidentin Dietlind v. Boeselager sowie Vertreterinnen und Vertreter anderer Serviceclubs in der Region. Scheipermeier dankte sehr herzlich den heimischen Unternehmen, Einzelhandelsgeschäften und Privatpersonen „für die besondere finanzielle Unterstützung dieser Benefizveranstaltung“ sowie allen Gästen für ihr Kommen und ihren finanziellen Beitrag. „Dadurch tragen Sie alle“ so Scheipermeier „dazu bei, dass wir auch in Zukunft Projekte zugunsten von Kindern und Jugendlichen, vorwiegend im Kreis Gütersloh, verwirklichen bzw. fördern können.“ Beispielhaft nannte sie u.a. das Projekt „Sprache verbindet“, bei dem Kindern die deutsche Sprache spielerisch vermittelt wird, das „Native Speaker Projekt“ im Fach Englisch an der Von-Zumbusch-Gesamtschule, die Unterstützung der „Wolkenschieber“ (Begleitung von Kindern und Jugendlichen bei schwerer Erkrankung oder Tod in der Familie), die Förderung des Jugendmusikkorps` Avenwedde sowie das Tanzprojekt für Kitas zusammen mit der Tanzschule Stüwe-Weissenberg.
Gestärkt von westfälischen Spezialitäten, die die Inner Wheelerinnen zubereitet und kredenzt hatten, genoss das Publikum eine Knef-Hommage, deren Titel die Richtung vorgab.
Christiane Hagedorn, als Sängerin und Schauspielerin ein - „ob ihrer lyrisch-witzigen Texte“ - bekennender Fan der Knef, schlüpfte in die Rolle der Diva. Im glitzernden Hosenanzug, mit toupiertem Haar, dickem Lidstrich und der obligatorischen Zigarette im Mundwinkel startete sie zusammen mit dem subtil die unterschiedlichen Stimmungen auslotenden Pianisten und Kornettisten Martin Scholz eine Reise in die Vergangenheit.
Lakonisch berichtet Hagedorn über Hildes Anfänge im Weltkriegs-Berlin und danach: Wie sie mit 15 als Trickfilmzeichnerin bei der UFA beginnt, Schauspielunterricht nimmt, vom Techtelmechtel mit Reichsfilmdramaturg E. v. Demandowsky und ersten Filmrollen. 1947 geht sie frisch verheiratet in die USA, bekommt einen Siebenjahresvertrag – aber keine Rollen. Enttäuscht kehrt sie zurück und wird prompt zur „Sünderin“. Denn die Nacktszene im gleichnamigen Film macht sie zur Scandaleuse. „So oder so ist das Leben“.
Erneut in Amerika dreht sie mit Hollywoodgrößen wie Gregory Peck Filmklassiker wie „Schnee am Kilimandscharo“, feiert als erste Deutsche überhaupt Triumphe am Broadway. Sie heiratet ein zweites und drittes Mal. Bekommt eine Tochter. Und braucht Tapetenwechsel. Sie kehrt nach Berlin zurück. Denn in dieser Stadt kennt sie sich aus, da ist sie zuhaus‘. Sie steht auf der Bühne, bekommt TV-Shows, singt was sie denkt und umgekehrt. Und sie schreibt wie sie spricht. Ihre Erfolgs-Biografie „Der geschenkte Gaul“ ist nicht nur Selbstbeichte, sondern auch der heftig diskutierte Spiegel der deutschen Gesellschaft. Knef polarisiert. Immer. Nicht zuletzt mit ihrem Brustkrebsbuch „Das Urteil“.
Was vom 2002 gestorbenen Star übrigbleibt – auch das macht das Duo Conjak respektvoll deutlich - ist diese unnachahmliche melancholisch-trotzige Erkenntnis in die Ambivalenz des Lebens. Wohl auch deshalb hat Hildegard Knef stets die Dornen mit besungen, wenn es für sie rote Rosen regnete. Viel Applaus für das wieder einmal gelungene musikalische Literaturtheater des Inner Wheel Clubs.