Verantwortung für Gütersloh

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Autor: gt!nfo

Fotos: Stadtwerke Gütersloh

04.06.2022

Aufsichtsratsvorsitzender Norbert Morkes, Bürgermeister der Stadt Gütersloh, im Dialog mit Stadtwerke-Geschäftsführer Ralf Libuda


Das Interview führte Sina Schäffer, Pressesprecherin der Stadtwerke Gütersloh GmbH


Das zweite Jahr in Folge mit dem Coronavirus, die Energiewirtschaft im Umbruch, Digitalisierung als Schlüsselfaktor, Klimaschutz, Anstieg der E-Mobilität, Zuwachs an Erneuerbarer Energie und die berechtigten Erwartungen der Bürgerschaft an einen intakten Lebensraum mit cleverem ÖPNV, und mittendrin die Stadtwerke Gütersloh. Norbert Morkes, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke, sowie Geschäftsführer Ralf Libuda lassen 2021 Revue passieren und richten den Blick nach vorn.


Herr Morkes, das Corona-Jahr 2021 und die Stadtwerke Gütersloh aus der Perspektive des Aufsichtsratsvorsitzenden – wie lautet Ihre Zusammenfassung?

Norbert Morkes: Die Stadtwerke waren immer da. Sie haben ihre Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft auch unter diesen herausfordernden Bedingungen erneut unter Beweis gestellt. Die Bürgerinnen und Bürger konnten sich jederzeit auf unsere Stadtwerke verlassen. Das ist ein sehr gutes Gefühl.


Was sagen Sie dazu, Herr Libuda?

Ralf Libuda: Auch in 2021 waren die Rahmenbedingungen sehr dynamisch. Das Jahr war herausfordernd, hat uns aber auch geholfen, zu lernen. Unsere Hygiene- und Schutzmaßnahmen waren sehr wirkungsvoll. Ob Energie, Wasser oder ÖPNV: Wir haben den Betrieb zu jeder Zeit aufrechterhalten können. Das gilt auch

für unseren Bäderbereich. Unsere Teams in der „Welle“, der Järvesauna und im Nordbad haben sich weder von kompletten Schließungen noch von den teilweise innerhalb weniger Stunden umzusetzenden Corona-Schutzmaßnahmen entmutigen lassen. So konnten wir auch im wichtigen Freizeitbereich positive Signale in die Bürgerschaft senden. Bundesweit wird gerne vom notwendigen Umbau etablierter Stadtwerke hin zum Dienstleister gesprochen. Wie weit sind wir in Gütersloh?

Norbert Morkes: Wir absolvieren hier eine Kombination aus Marathon und Hürdenlauf. Die gute Nachricht ist, dass wir schon vor einigen Jahren aufgebrochen sind. Die ersten Kilometer haben wir gemacht, aber wir sind noch nicht am Ziel.

Ralf Libuda: Das Bild gefällt mir, denn es geht dabei auch immer ums Trainieren und darum, noch besser zu werden. Für uns bedeutet das insbesondere, die Qualität unserer Arbeitsleistung im Sinne der Bürgerschaft kontinuierlich zu hinterfragen. Wir digitalisieren Prozessabläufe und haben auch den Mut aufgebracht, mit Neuem zu starten.


„Die Bürgerinnen und Bürger

konnten sich jederzeit

auf unsere Stadtwerke verlassen.

Das ist ein sehr gutes Gefühl.“

Nobby Morkes


Können Sie ein Beispiel nennen?

Ralf Libuda: Gleich mehrere kann ich anführen. Wir sind längst mehr als ein reiner Anbieter von Wasser, Strom, Gas und Wärme: Wir bieten attraktive Mobilitätslösungen an, bauen die Glasfaserinfrastruktur stetig aus, sichern auf digitale Weise den Zugang zu Erneuerbaren Energien und halten bezahlbare Freizeitangebote vor, die weit über Ostwestfalen hinausstrahlen. Lassen Sie uns beim Thema Mobilität anknüpfen.


Was gehört für Sie zwingend zur Mobilitätswende, Herr Morkes?

Norbert Morkes: Bei der Antwort möchte ich mich auf öffentliche Mobilitätsangebote konzentrieren: Mobilität muss jederzeit verfügbar sein, attraktiv sein, einfach sein, individuell sein und bezahlbar sein. Es muss Spaß machen, die Angebote zu nutzen. Das ist mir wichtig, denn wir dürfen nicht nachlassen, den ÖPNV als Ergänzung des Individualverkehrs zu optimieren. Wenn dann noch alle Angebote digital verfügbar und untereinander vernetzt sind, kennen Sie in etwa meine Vorstellung von Mobilitätswende.


Herr Libuda, haben die Stadtwerke denn bereits Angebote, die diesem Mobilitätsbild von Herrn Morkes nahekommen?

Ralf Libuda: Zuerst passt in dieses Bild der Stadtbus. Er ist in Gütersloh eine Institution und quasi die Drehscheibe unserer Ansätze rund um neue Mobilitätskonzepte. Das liniengebundene Angebot deckt heute aber nicht mehr alle Kundenwünsche ab. Mit der Einführung unseres SHUTTLE, der ja in Gütersloh als „London-Taxi“ bezeichnet wird, wurde deshalb um die Jahreswende 2020/2021 mit Förderung der Stadt und des Landes NRW ein sogenannter On-Demand- Service eingeführt. Die anfängliche Skepsis gegenüber diesem Angebot der Stadtbus GmbH ist längst der zunehmenden Akzeptanz gewichen. Drei SHUTTLE-Fahrzeuge beförderten zuletzt bereits rund 2.000 Fahrgäste monatlich. Nicht unerwähnt lassen möchte ich unser E-CarSharing und E-RollerSharing; auch hier steigt die Nachfrage sichtbar. Wie zufrieden ist die Stadt Gütersloh mit dem bisherigen Erfolg des SHUTTLE?

Norbert Morkes: Wir sind überzeugt, dass wir mit dem SHUTTLE den richtigen Weg eingeschlagen haben. Wir wollten beweisen, dass das Konzept auch in einer Großstadt wie Gütersloh funktioniert. Es trifft den Nerv der Bürgerinnen und Bürger und ermuntert sie, sich mit neuen und bezahlbaren Mobilitätsangeboten anzufreunden, um den Individualverkehr zu reduzieren. Dabei ist es interessant zu beobachten, dass alle Gesellschaftsschichten vom SHUTTLE angetan sind. Das „London-Taxi“ gehört schon nach dem ersten Jahr Laufzeit fest zum Gütersloher Stadtbild. Das ist ein schöner erster Teilerfolg. Das Wort Energiewende ist in aller Munde. Dennoch wirkt es für viele Verbraucher sehr abstrakt und kaum greifbar. Wie verhält es sich in Gütersloh?

Ralf Libuda: In Gütersloh ist die Energiewendes, jetzt im wahrsten Sinne des Wortes greifbar. Wir haben dazu einen völlig neuen digitalen Energiemarktplatz geschaffen und der Bürgerschaft im September eine regionale Stromplattform zur Verfügung gestellt. Dort bündeln wir nur regenerative Energieerzeugungsanlagen aus dem Umkreis Güterslohs. Biogas-, Windkraft- und Photovoltaikanlagen von nebenan ermöglichen einen ganz besonderen Bezug zur lokalen Energiewende. Und natürlich steht es dem Kunden frei, aus welchen Erzeugungsquellen er seinen individuellen Strom-Mix zusammenstellt. So interpretieren wir Energiewende heute: Aus der Region, für die Region, gemeinsam und quasi „von hier wech“.

Norbert Morkes: Ja, das ist ein sehr spannender Ansatz. Er stärkt das Vertrauen in die Erneuerbaren Energien direkt vor der Haustür. Dieses Produkt unterstützt auch die Idee der schrittweisen „Rückgewinnung der Energie-Autarkie durch die Städte und Gemeinden“. Es bringt auch die Eigentümer von Erzeugungsanlagen und die Verbraucher enger zusammen. Für Gütersloh ist das ein Meilenstein in diese Richtung. Und hat es nicht auch einen gewissen Charme, eine Fahrradtour entlang „seiner“ hiesigen Erzeugungsanlagen zu unternehmen? Ich finde schon. Dieses Beispiel schlägt eine schöne Brücke zum Klimaschutz.


Was unternehmen denn die Stadtwerke in diesem Zusammenhang, Herr Libuda?

Ralf Libuda: Unsere Verantwortung für Gütersloh ist untrennbar verbunden mit unserer Verpflichtung, selbst aktiv für den Klimaschutz vor Ort voranzugehen. Denn Heimat ist schließlich das, was man daraus macht. Wir lassen uns an dieser Aussage gerne messen. Mit vielen Klimaschutzmaßnahmen wollen wir gemeinsam mit der Stadt und den Bürgern die Unternehmensgruppe deutlich vor dem gesetzlich gesetzten Zieltermin klimaneutral betreiben. Dabei ergibt die Summe der Einzelmaßnahmen das Gesamtergebnis: von den Photovoltaikanlagen auf unseren Immobilien über die sukzessive Umrüstung unserer Fahrzeug- und Busflotten auf E-Antrieb bis hin zu Wärmeschutzkonzepten und der Reduzierung des CO2-Ausstoßes innerhalb unserer Zuliefererketten.


„Unsere Verantwortung für Gütersloh

ist untrennbar verbunden

mit unserer Verpflichtung, selbst aktiv für den

Klimaschutz vor Ort voranzugehen.“

Ralf Libuda


Herr Morkes, möchten Sie ergänzen?

Norbert Morkes: Die Bürgerschaft schätzt es sehr, wie stark sich die Unternehmensgruppe auch abseits ihrer Hauptaufgaben für den lokalen Klimaschutz einsetzt. Baumpflanz-Aktionen mit Grundschulen oder Kooperationen mit heimischen Landwirten zur Nitratsenkung in den Böden fallen mir dazu ein.


Als Arbeitgeber sind die Stadtwerke Gütersloh mit nahezu 500 Mitarbeitern eine feste Größe des hiesigen Mittelstandes. Ist Fachkräftemangel ebenfalls ein Thema, Herr Libuda?

Ralf Libuda: Wir sind Teil des Systems und müssen uns daher dem Wettbewerb um die besten Mitarbeiter täglich neu stellen. Das gilt für den Auszubildenden im gewerblichen Bereich ebenso wie für die Fachkraft im Bäderbetrieb, den Stadtbusfahrer oder den Ingenieur bei der Netzgesellschaft. Von der Ergebnisbeteiligung bis zu Sportangeboten bieten wir Rahmenbedingungen, die keinen Vergleich scheuen müssen. Seit Jahren tragen wir das Prädikat „Familienfreundlicher Arbeitgeber“. Dabei ist dieses Qualitätssiegel der Bertelsmann-Stiftung nicht nur ein Zertifizierungsverfahren, das den Status quo unserer Familienfreundlichkeit und unserer Mitarbeiterorientierung erhebt, sondern es gibt uns auch wichtige Anstöße zu Prozessverbesserungen innerhalb unserer Organisation. Mit Fortbildungsangeboten schaffen wir zudem den Rahmen für eine kontinuierliche fachliche und persönliche Weiterentwicklung innerhalb der Unternehmensgruppe. Ein gutes Beispiel dafür sind Fachkräfte, die bei uns mit einer fundierten Ausbildung gestartet sind und sich dann beruflich sehr gut entwickelt haben. Heute leiten sie erfolgreich auch größere Teams und tragen viel Verantwortung für den Erfolg unserer Dienstleistungen. Diesen Weg der Nachwuchsförderung werden wir konsequent weitergehen.


Eine Frage an Sie, Herr Morkes: Zwischen den Zeilen haben wir des Öfteren ‚Digitalisierung‘ gehört. Digitalisierung wird aber oft zum Schmerzpunkt, weil die Infrastruktur unzureichend ist. Das vermehrte Arbeiten im Homeoffice hat dieses Manko vielerorts offengelegt. Breitband - wo steht Gütersloh?

Norbert Morkes: Der nachvollziehbare Wunsch nach schnellem Internet ist in Gütersloh für viele Unternehmen und Haushalte bereits angenehme Wirklichkeit. Wir haben bereits Dutzende Kilomete Glasfaser direkt bis in tausende Haushalte verlegt. Diesen Vermarktungserfolg seit dem Start Anfang 2019 schreibe ich im Wesentlichen unserer gemeinsamen Vorgehensweise zu: Die Stadtwerke gehen hier im engen Schulterschluss mit der Netzgesellschaft für die Bauarbeiten sowie der Tochtergesellschaft BITel für den Vertrieb vor. Das sind drei lokal verwurzelte Partner, die unsere Bürger und Bürgerinnen kennen und denen sie vertrauen. Diese Nähe zur Bürgerschaft hilft dabei, schnell weitere Gebiete clusterweise mit Glasfaser auszubauen. Insgesamt werden knapp 100 Mio. EUR in diese Infrastruktur investiert. Das ist gut angelegtes Geld zur nachhaltigen Stärkung der Lebensqualität in Gütersloh.


Richten wir den Blick nach vorn. Dazu haben wir zwei Fragen vorbereitet. Was werden die Stadtwerke Gütersloh im kommenden Jahr ins Visier nehmen?

Ralf Libuda: Wir wollen beginnen, die öffentliche Ladeinfrastruktur an die zunehmende Geschwindigkeit der E-Mobilität anzupassen. Wir sind bereit, den Startschuss für über 150 Ladesäulen mit rund 300 Ladepunkten im öffentlichen Raum zu geben.

Norbert Morkes: Auf dem Weg in die vernetzte Stadt leisten die Stadtwerke und die Netzgesellschaft einen wichtigen Beitrag beim Aufbau des neuen LoRaWan-Netzes. Die umweltschonende Lenkung des Individualverkehrs, die Funktionskontrolle von Straßenlampen, eine optimierte Müllentsorgung, oder die kontinuierliche Überwachung der Luft- und Wasserqualität stehen schon heute für sinnvolle Anwendungsbeispiele dieser Technologie. Sie wird dazu beitragen, die Lebensqualität in unserer Stadt nachhaltig zu verbessern.


Es folgt die zweite und damit abschließende Frage. Herr Libuda, Sie beginnen. Bitte vervollständigen Sie diesen Satz: „Die Stadtwerke Gütersloh sind für mich …?“

Ralf Libuda: … für Privat- sowie Gewerbekunden der verlässliche Partner, damit die Energie- und Mobilitätswende im Raum Gütersloh gemeinsam erfolgreich gestemmt werden kann.


Herr Morkes, „Die Stadtwerke Gütersloh sind für mich …?“

Norbert Morkes: … der Beweis, dass ein kommunales Unternehmen den strukturellen Wandel vom traditionellen Energieversorger zum bürgernahen Dienstleister auch wirtschaftlich erfolgreich vollziehen kann.


Vielen Dank.



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