Da, wo der Trainer trainiert

Autor: Thorsten Wagner-Conert

Fotos: Thorsten Wagner-Conert

03.11.2024

Wer sehr regelmäßig in die Mucki-Bude geht, wird gleich mit allen möglichen lästerlichen Klischees behaftet. Doch die lockeren Sprüche bleiben schnell im Halse stecken, wenn man dort auf jemanden trifft, für den Körperarbeit eine echte Kopfsache ist. Thorsten Wagner-Conert hat den 19-jährigen Gütersloher Jan Buschmaas an seinem Lieblingsplatz getroffen: in einem Sport- und Fitnesszentrum am Langen Weg.

 

Gerade mal 19 Jahre alt, hat Jan Buschmaas schon einiges hinter sich, ist mittendrin – und er hat eine Ahnung, wohin die Reise gehen soll. Für sich hat er die Duale Ausbildung zum Sport- und Fitnessfachkaufmann (IHK) gewählt und damit Hobby und Beruf zueinander gebracht. Zwei bis drei Tage im Monat ist er an der IST (einem privaten Studieninstitut) in Düsseldorf unterwegs, ansonsten findet seine Ausbildung in der Praxis als Personal Trainer in einem anderen Gütersloher Sportstudio statt. Dazu nimmt er regelmäßig an Seminaren teil, um die Ausbildung abzurunden.

 

„Ich trainiere ganz unterschiedliche Menschentypen und finde das reizvoll, weil man so sehr verschiedene Lebensweisen kennen lernt. Ich bekomme den Alltag der Leute mit, ihre Berufe, ihre Hobbys, ihren Stress, ihre Gesundheitsthemen – was Sinn macht, weil wir Ganzkörper-Training anbieten. Das macht Spaß.“

 

Mit einem Schub erwachsener

 

Für sein Alter ist Jan beeindruckend weit im Kopf, was einen besonderen Grund hat: Er hat mit 15 seinen leiblichen Vater verloren. „Da hat es klick gemacht, mit einem Schub bist du erwachsener, ob du das haben willst oder nicht“, erinnert er sich. Früher gab’s das väterliche Gespräch abends – und natürlich auch die guten Ratschläge, was der Junior vielleicht besser machen könne. Plötzlich war das weg, „und dann musst du von selbst drauf kommen.“ Erst habe man ja nicht so viel Verantwortung in dem Alter, dann aber hatte sich das schlagartig geändert. „Da habe ich den Sport für mich entdeckt, bin in Fitnessläden gegangen.“

 

Eine Weile nach dem Tod des Vaters durchlebte Jan eine einjährige Depressionsphase, „weil ich den Tod vom Vater nur verdrängt hatte“, wie er heute weiß. Dass wir über den Verlust seines Vaters miteinander reden, ist für Jan vollkommen ok. Je offener man über solche Themen reden könne, desto menschlicher sei man doch, sagt er. Er sei durch ein tiefes Tal gegangen mit seiner Depression, aber sehr gestärkt herausgekommen – und tatsächlich: Jan wirkt abgeklärt, aufgeräumt, klar, strukturiert. Ganz originell findet er, dass er seinen Psychologen aus der Krisenzeit nun selbst rannimmt, indem er ihn trainiert.

 

 Seinen Zielen täglich näherkommen

 

Der Dreh zum Sport hatte ebenfalls den eigenen Vater als Auslöser. Der hatte zeitlebens einige Kilogramm zu viel – und auch Jan selbst war eher gut im Futter. „Ja“, sagt er, „das war der Auslöser. Ich fand auch, dass mein Mindset nicht in Ordnung war.“ Womit er zum Beispiel die ermüdende Monotonie und Passivität in seinen Jugend-Alltagen meint. „Ich wollte etwas aus mir machen – will das immer noch. Deshalb fand ich ganz cool, diese Sportschiene zu finden“. Dadurch würde das Mindset gesundheitlich oder aber auch vom Durchhaltevermögen her positiv beeinflusst.

 

Jan ist Überzeugungstäter, weshalb sein Gütersloher Lieblingsplatz eben dieses andere Fitnessstudio am Langen Weg ist. Hier nimmt er sich nach Feierabend selbst ran, oft stundenlang. Einerseits ist er schon ein wenig süchtig danach, andererseits beweist er sich damit Disziplin. „Ich finde es vernünftig, wenn man immer am Ball bleibt, ich finde es erwachsen, wenn man nicht in den Tag hineinlebt, sondern seinen Zielen täglich näherkommt. Das finde ich gut.“

 

Vorbild für den kleinen Bruder

 

Was der Begriff Stolz für ihn bedeutet, will ich wissen. Stolz sei er auf seinen Vater, „dass er mich so erzogen hat, wie er mich erzogen hat und darauf, dass er immer für mich da war. Ich kann stolz auf mich selbst sein – und es gefällt mir, wenn andere stolz auf mich sind. Dann habe ich doch was richtig gemacht.“ Sein kleiner, 10-jähriger Bruder sagt Jan häufiger, dass er stolz auf ihn sei und dass er ihn mega cool finde. „Ich bin wohl ein gutes Vorbild für ihn und lebe ihm das Richtige vor.“

 

Warum ist eigentlich dieser riesige, architektonisch auffällige Fitnesstempel der Lieblingsplatz von Jan Buschmaas?  Da riecht es nach Schweiß, da sind lauter angestrengte Leute unterwegs – warum ist das für ihn trotzdem toll?

 

„Weil ich meinen Schweinehund genau da bekämpfen kann. Bei mir ist das Problem nicht, dass ich mal nicht hingehe. Ich bin eher ein Fitness-Junkie.  Ich habe das jetzt runtergeschraubt auf fünfmal die Woche. So lasse ich’s ruhiger angehen.“ Sagt einer, der nicht nur Arme, sondern auch beeindruckend viel zwischen den Ohren hat. Dass er mit seiner Haltung ein Mutmacher für andere sein kann, wenn es denen mal nicht so gut geht, denke ich im Stillen. Und voller Respekt…

 

 

 

Jan Buschmaas liebt sein Fitness-Studio

 

 

 

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