Beobachter von Berufs wegen

Autor: Thorsten Wagner-Conert

Fotos: Thorsten Wagner-Conert

16.06.2024

Der Mann macht das Bild – oder besser ungezählt viele. Seit fast 25 Jahren tourt er durch NRW, um die Vielfalt des Landes einzufangen und um sie im Fernsehen zu zeigen. Doch bei allem, was er kennengelernt hat, ist es dieser eine Sehnsuchtsort, an den er zum Feierabend immer wieder zurückkehrt. Thorsten Wagner-Conert hat Heinz Carl an seinem Lieblingsplatz getroffen: am Dreiecksplatz in Gütersloh.

 

Text und Foto: Thorsten Wagner-Conert

 

Heinz Carl, Jahrgang 1957, hat viel gesehen, viel gemacht, viel erlebt in der Republik. Im Herzen aber ist er immer Ostwestfale – geboren in Wiedenbrück, schon ewig lange in Gütersloh zuhause. Er ist ein Genügsamer, einer, der Lebensfreude empfindet, wenn er Eis löffeln, Kaffee trinken und Menschen beobachten kann.

 

Am Dreiecksplatz findet sich all das, da sitzt kaum einer häufiger und länger als er vorm Eiscafé „Pink Pinguin“: „Weil man hier immer Leute sieht, weil sich immer wer mit an den Tisch setzt – und weil es so nie langweilig ist“, sagt er.

 

Dabei denkt der vielfahrende RTL-West-Mann auch praktisch: „Es gibt wohl kaum einen Platz, an dem man besser sein kann in Gütersloh – und keinen, an dem man auch noch so gut parken kann“. Die Option nutzt er, wann immer seine Zeit und das Wetter passen.

 

Den ganzen Platz im Auge

 

Bewusst sitzt er nicht auf dem Platz, sondern am Rande des Platzes – eben vorm „Pink Ping“, wie die Insider sagen. Vielleicht hat die Randlage ja mit dem Beruf von Heinz Carl zu tun. Als Fernsehjournalist weiß er, dass es sich vom Rand aus viel besser beobachten lässt. „Ja, da hat man den ganzen Platz im Auge. Man kann sehen, wer zur Meile geht, was sich auf dem Rasen abspielt, sieht immer das Leben hier – einfach nur angenehm“, schwärmt der Mann.

 

Ob die Daueranwesenheit am Dreiecksplatz auch dazu reicht, den Logenplatz für die Veranstaltungen „Woche der kleinen Künste“ und „Freitag18“ sicher zu haben, will ich von ihm wissen. Er winkt ab, den Logenplatz reservieren, das ginge nicht. Aber Heinz Carl ist Teamplayer: „Ich schicke in solchen Fällen immer meine Frau vorweg, dass die sich schon mal um den Tisch kümmert. Und dann ist die Teilnahme an der jeweiligen Veranstaltung aber auch gesichert.“

 

25 Jahre Videojournalist

 

Zum „Videojournalisten“ bei RTL-West – seit fast 25 Jahren macht er das – ist er gekommen, wie die vielzitierte Jungfrau zum Kind. Ein Freund hat ihn einfach motiviert: „Nimm mal die Kamera, mach ein paar Bilder – und dann gucken wir, was draus wird.“, hat der gesagt. 25 Jahre sind dann daraus geworden, „fast aus Versehen – aber es wurde die schönste Zeit meines Arbeitslebens“, schwärmt der berufliche Überzeugungstäter Heinz Carl. Er fährt um die 100.000 Kilometer im Auto, jedes Jahr. Da lernt er nicht nur die Straßen in Nordrhein-Westfalen (NRW) kennen, er trifft jeden Tag neue Menschen und alte Bekannte, beispielsweise aus der Politik.

 

Das Herz von NRW

 

Man könnte auf die Idee kommen, wenn jemand doch für ganz NRW zuständig ist, dass der sich dann auch in der Mitte des Landes ansiedelt, weil es einfach praktisch ist.

Heinz Carl aber bleibt am Rand von NRW: „Hier ist das Herz von NRW für mich, in Gütersloh. Mein Freundes- und Bekanntenkreis ist hier, ich habe Eigentum hier, ich wüsste keinen schöneren Ort, an dem ich dauerhaft leben wollte.“ Die Liebe zur Heimat lässt er auch seine Kollegen bei RTL-West in Essen augenzwinkernd spüren, indem er sich nach dem Job verabschiedet: „Ich fahre wieder Richtung Küste.“

 

Bei allen Erlebnissen im Land will er sich auf die eine schöne Fernsehgeschichte nicht festlegen: „Ich erlebe jeden Tag so viele und unterschiedliche Geschichten zwischen Minden und Aachen. Allein das Ruhrgebiet hat schon unfassbar vieles zu erzählen – und es ist so spannend, sich auf die Menschen dahinter einzulassen.“

 

„Fang niemals an aufzuhören“

 

Heinz Carl hat im Berufsleben die unterschiedlichsten Dinge gemacht, ein Lebenskünstler aber, der will er nicht sein. „Ich hab alles, was mir Spaß machte, gemacht, in unterschiedlichsten Branchen – und nur selten wegen des Geldes zu allererst.“ Als Videojournalist findet er nun schon seit einem Vierteljahrhundert täglich drei bis vier unterschiedliche Geschichten – und er weiß, dass seine Fernseh-Ära irgendwann mal zu Ende geht. Was dann? Ob er mit dem Alter ruhiger wird? Der kategorische Reflex lässt nicht auf sich warten: „Nein! Ich suche jetzt schon nach dem, was ich nach der jetzigen Tätigkeit mache.“

 

Der Mann ist treu: der Stadt Gütersloh, dem Dreiecksplatz, sich selbst – und seinem Lebensmotto: „Fange niemals an aufzuhören.“

 

 

 

 

 

   

Foto: Eis essen und Kaffeetrinken – das macht Videojournalist Heinz Carl am liebsten am Dreiecksplatz.

 

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