Von Schülern für Schüler

Sybille Hilgert

Autor: Sybille Hilgert

Fotos: Sybille Hilgert

10.04.2024

Im ESG-Schulkiosk: Robert Lindner, Justin Thomalla, Antonia Götz, Carl Henri Geissler und Felix Kerkhoff (von


Schulunterricht muss nicht immer graue Theorie sein. Im Evangelisch Stiftischen Gymnasium ist vor kurzem aus einem Schulprojekt in der 10. Klasse ein Schulkiosk entstanden, der sich mittlerweile fest im Schulleben etabliert hat.

 

Mit der Idee für den Kiosk ging es zu Schulleitung und Förderverein, die beim Pitch schnell überzeugt werden konnten. Denn einen Kiosk gab es schon im alten Schulgebäude, in den neuen Containern hingegen nicht. Die Alternativen, etwa ein Supermarkt in der Nähe, sind für Schülerinnen und Schüler meist sehr teuer. Außerdem darf man das Schulgelände aus versicherungstechnischen Gründen während der regulären Schulzeit nicht verlassen. „Wir bieten jetzt eine schulinterne, günstige und nachhaltige Lösung für alle Schülerinnen und Schüler”, sagt Felix Kerkhoff, der am Projekt mitwirkt.

 

Von der Kaffeemaschine bis zur Kühltheke

 

Zwar sollten auch Eltern mit einbezogen werden, aber leider gab es keine Unterstützung von der Elternpflegschaft. Diese Herausforderung nahmen die engagierten Schülerinnen und Schüler an. Die Schulleitung genehmigte, dass die beteiligten Schülerinnen und Schüler immer zehn Minuten vor Ende der Stunde den Unterricht verlassen und auch etwas später wieder kommen können. Das Projekt startete und es entstand ein ziemlich perfekter kleiner Kiosk mit Regalen für Snacks und Obst, einen Kühlschrank für Getränke, eine große Profi-Kaffeemaschine. In der Kühltheke liegen appetitlich belegte Brötchen und das Kassensystem ist absolut professionell.

 

Die Bestseller sind Croissants, Schokocroissants und Brezeln. Belegte Brötchen werden vor allem von den älteren Jahrgängen nachgefragt. „Natürlich müssen wir kalkulieren, der Kiosk soll ja auch ein wenig Gewinn abwerfen”, so Justin Thomalla. Zu Beginn - der Kiosk wurde am 24. Januar eröffnet - wurden 10 Croissants verkauft. Dann steigerte man sich kontinuierlich und im Februar wurden fast 900 Croissants verkauft. Zur Zeit gehen meist 50 Croissants, 20 Schokocroissants, 25 Brezeln und einige Käsebrötchen über die Theke. Außerdem gibt es einen kleinen Bauchladen, mit dem in den Pausen die Schüler direkt auf dem Schulhof versorgt werden.

 

Schichtdienst ist angesagt

 

Jetzt kurz vor den Ferien ist es wichtig, die Vorräte genau zu berechnen, damit nichts weggeworfen werden muss. Das hat zum einen natürlich nachhaltige, aber auch wirtschaftliche Gründe. „Wir haben günstige Preise, da ist der Gewinn nicht so hoch. Deshalb ist es besonders wichtig, relativ wenig wegzuschmeißen”, so Felix Kerkhoff. Das Ziel sei es zwar Gewinne zu erwirtschaften, aber vor allem gehe es darum, den Schülern eine gute Alternative zu bieten. „Das ist auch viel persönlicher”, so Robert Lindner. „Wir kommen sehr oft vor allem mit jüngeren Schülern ins Gespräch und das macht sehr viel Spaß.”

 

Damit der Betrieb reibungslos läuft, werden die Mitarbeitenden in Schichten aufgeteilt. Die Frühschicht bereitet alles vor und belegt die Brötchen, die Pausenschicht verkauft und die Spätschicht räumt auf und kümmert sich um die Abrechnung.

 

Viel Aufwand und Arbeit, aber auch viel Spaß

 

„Wir haben nicht erwartet, dass wir heute hier stehen. Wir haben ebenfalls nicht erwartet, dass der Aufbau eines Kiosk mit soviel Aufwand und Arbeit verbunden ist. Sehr viele Leute haben hier unglaublich viel Arbeit reingesteckt und dafür sind wir dankbar”, sagen die jungen Kioskbetreiber glücklich. Zur Zeit arbeite man noch an einer eigenen Website. Mit einer Bonuskarte kann man Punkte sammeln und bekommt nach 14 Einkäufen einen Kakao oder ein Croissant umsonst. Nach Ostern wird es wahrscheinlich auch Kartenzahlung geben. Dann könne man sogar über einen QR-Code per Handy ordern und die Bestellungen dann am Kiosk abholen.

 

Eine Expansion ist schon geplant

 

Und der Lernerfolg des Schulprojektes? - Auf jeden Fall haben alle sehr viel fürs Leben mitgenommen. Angefangen bei der Gesundheitsschulung, die für die Aufnahme des Kioskbetriebes Voraussetzung war, die Beschäftigung mit dem Thema Steuern und der Kalkulation, aber auch Marketing war und ist ein Thema. Der eigene Instagram-Kanal ist da natürlich Pflicht.

 

Eigentlich sollte das Projekt nur bis zu den Sommerferien laufen. „Aber wir wollen weitermachen. Denn warum sollten wir den erfolgreichen Laden einfach schließen?” Es gibt schon Expansionspläne: in einen größeren Raum mit Sitzgelegenheiten. Und da klingelt es auch schon zur Pause und die ersten Kids drängeln sich mit Getränke- und Essenswünschen in den Raum. Der ESG-Schulkiosk ist ein echtes Erfolgsmodell.


 


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