Die Kraft der Innovation nutzen

Autor: gt!nfo

05.12.2022

Text: Christian Horn


Die Innovationskraft eines Unternehmens entscheidet heute über dessen wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg. Sie ist Voraussetzung für kreative Prozesse, an deren Ende ein neues Geschäftsmodell oder ein innovatives Produkt steht. Um diese Kraft der ansässigen Wirtschaftsakteure weiter auszubauen, sollen in den nächsten Jahren an den Standorten Gütersloh, Rietberg, Verl und Halle/Westfalen vier Innovationszentren entstehen. Wir haben uns über über den aktuellen Stand und die Perspektiven der neuen Denkfabriken informiert.


So unterschiedlich wie die Innovationsprozesse selbst ist auch der gegenwärtige Status der vier Zentren. Während die IMA Innovationsmanufaktur Gütersloh, kurz IMA, jüngst ihre Eröffnung feierte, sind die Planungen für den Digitalhafen HalleWestfalen zunächst ins Stocken geraten. Ursprünglich sollte hier bis Ende des Jahres ein Gründerzentrum mit angeschlossenen Coworking-Spaces als innovative Arbeitsumgebungen entstehen. „Aber bekanntlich ist aufgeschoben nicht aufgehoben. Wir werden unser Vorhaben, in Halle ein Gründerzentrum zu schaffen, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen, Selbstständige, Gründer, Start-ups und Vereinen neue Ideen entwickeln und umsetzen können, nicht aufgeben. Da andere Vorhaben in der Kommune aufgrund der Haushaltslage derzeit allerdings eine größere Priorität haben, mussten wir nochmal die Timeline überarbeiten. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir hier zu guten Lösungen kommen werden“, sagt Susanne Künstler, zuständige Wirtschaftsförderin und Projektleiterin des Vorhabens.


IMA Gütersloh: Der Anfang ist gemacht

Da sind die Kollegen in Gütersloh schon ein paar Schritte weiter. Bereits seit dem 1. Oktober 2022 tauschen sich hier Unternehmen, Expertinnen und Experten, Hochschulen und Start-ups aus, entwickeln gemeinsam Ideen und setzen diese anschließend in Projekten. Diese Vernetzung der Akteure mit dem Ziel der innovativen Ideenfindung ist für Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der Innovationsmanufaktur, ein Kernziel der Neugründung: „Wir wollen in Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Gesellschaft die bestmöglichen Gegebenheiten für die Entwicklung von Innovationen in Gütersloh schaffen. Dafür vernetzen wir Gründerinnen und Gründer mit der etablierten Wirtschaft und bieten Raum zur Verwirklichung von Ideen. So bündeln wir vorhandenes Wissen, beschleunigen Veränderung und gestalten eine nachhaltige Innovationsszene in unserer Region.“

Dafür hat sich Pförtner die passenden Personen ins Team geholt. Mit Melanie Mertens als Hub Managerin und Alexandra Ditsch, die für das Event-Management zuständig ist, warten kompetente Ansprechpartnerinnen auf die neuen Gäste. Verstärkt wird das Dreigestirn ab Anfang 2023 durch Katja Aries als Community Managerin. Auch mit den zahlreichen externen Partnern gibt es laut Pförtner bereits einen intensiven Austausch. „Unter anderem pflegen wir eine enge Partnerschaft zur FH Bielefeld mit dem Campus Gütersloh. Hier geht es uns vor allem darum, Innovation und Gründung mit Forschung und Lehre zu verzahnen. Wie gut diese Zusammenarbeit funktioniert, hat sich schon bei der Ausarbeitung des inhaltlichen Konzepts mit den Schwerpunktthemen Netzwerk, Wissen, Gründung und Innovation gezeigt.“

Dafür sollen verschiedene Workshopformate ausgestaltet und Fokusgruppen etabliert werden, in denen sich Personen unterschiedlicher Fachrichtungen und Unternehmen über verschiedene Kreativmethoden und Herangehensweisen zu zukunftsgerichteten Themen austauschen können. Als hierarchiefreie und stark auf Vertrauen, Selbstorganisation und Eigenverantwortlichkeit bauende Einrichtung sieht sich das IMA vor allem in der Rolle des Impulsgebers, ein Selbstverständnis, dass sich auch in der täglichen Arbeit und den Angeboten widerspiegeln soll.

 

Innvationsmanufaktur Gütersloh

Der neue Standort mit rund 1.500 Quadratmetern Fläche verfügt auf drei Etagen über insgesamt 19 Büroräume von verschiedenen Größen sowie ein Co-Working-Bereich mit 18 Plätzen. Letztere können für einzelne Tage oder Monate gebucht werden. Neben diversen Besprechungs- respektive Workshopräumen können Nutzer auf einen Kreativraum sowie eine Veranstaltungsfläche für interne und externe Nutzer zugreifen.




Auch im Kreis wächst der Bedarf an Innovationen

Die Voraussetzungen, dass das Team um Albrecht Pförtner mit diesem Ansatz Erfolg haben wird, stehen nicht schlecht. So finden die Gründer der vier Innovationszentren nach Auffassung von Dr. Heiner Wortmann, Vorsitzender der Wirtschaftsinitiative Kreis Gütersloh und Geschäftsführer der Wirtschaftskanzlei Wortmann & Partner, ausgezeichnete Rahmenbedingungen für ihre Initiativen vor: „Der Kreis Gütersloh zählt fraglos zu den Hidden Champions in Deutschland. Die meisten Unternehmen, die sich hier angesiedelt haben, sind hellwach und bereit für Veränderung.“ Großen Anteil an dieser Entwicklung habe die Wirtschaftsförderung des Kreises, die gute Impulse gesetzt und mit ihrer Arbeit dazu beigetragen hat, dass Potenziale nicht nur aufgezeigt, sondern auch realisiert wurden. Dennoch bleibe der Bedarf an Innovationen für Unternehmen eine permanente Herausforderung, so Dr. Wortmann: „Das wirtschaftliche Umfeld wandelt sich dauerhaft. Um hier zu bestehen, müssen Unternehmen Entwicklungen möglichst gut antizipieren und frühzeitig aus eigener Kraft geeignete Maßnahmen entwickeln. Dafür braucht man zukunftweisende Innovationen und kreative Köpfe.“


Neuland-Campus Rietberg: Alles im Plan

Um diese Kompetenzen weiter auszubilden, engagiert sich sein Unternehmen in zahlreichen Initiativen, die sich mit diesem Thema befassen. Dazu zählt auch der Neuland-Campus mit Sitz in Rietberg. Das neue Innovationszentrum soll zwar erst Ende 2023 seine Pforten öffnen, doch schon heute, knapp ein Jahr vor der Eröffnung, laufen die vorbereitenden Arbeiten bereits auf Hochtouren. Die Gründung der Neuland Campus GmbH ist vollzogen, die Verhandlungen und Gespräche mit der Kommune bezüglich Baugenehmigung und Gebäudeplanung sind in vollem Gange. Parallel dazu arbeiten Matthias Vinnemeier und Christian Terhechte intensiv daran, die notwendigen Prozesse aufzusetzen, um zeitnah das Team zusammenzustellen und erste Projekte zu generieren. Tatsächlich sind die ersten Projekte auch bereits beauftragt, unter anderem zu den Themen Vertical Farming und 3D-Druck. Für Matthias Vinnemeier ein gelungener Start für das Gründungsvorhaben: „Schon vor der Eröffnung können wir unsere Partner aktiv auf dem Weg ins Neuland begleiten. Das gibt natürlich enormen Rückenwind für die nächsten Monate.“

Rund 60 Unternehmen haben bereits ihr Interesse angemeldet, zeitweise oder dauerhaft Teams aus Unternehmensbotschaftern auf dem Neuland-Campus anzusiedeln, der als einziger der vier Innovationszentren rein privatwirtschaftlich aufgestellt ist. Neben den Unternehmen Neuland-Medien, Venjakob Maschinenbau, Kraft Maschinenbau, Febrü sowie der Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld und der Volksbank Bielefeld-Gütersloh zählt auch Wortmann & Partner zu den Gesellschaftern. Schon vor Jahren fiel die Entscheidung, das Vorhaben als Initiator und Gestalter tatkräftig zu unterstützen, erzählt Heiner Wortmann: „Die Möglichkeit, sich in einem Umfeld zu bewegen, das zum Andersdenken animiert und herausfordert, schafft für uns neue Möglichkeiten, hält aber auch einige Herausforderungen bereit. Doch nur so können wir uns auf die Veränderungen im Marktumfeld vorbereiten.“

Eine Haltung, die Christian Terhechte derzeit an vielen Stellen begegnet und ihn täglich darin stärkt, seine Vision vom Neuland-Campus zu teilen und Stück für Stück mit Leben zu füllen. „Für uns ist der Neuland Campus mehr als nur ein Gebäude. Wir wollen gemeinsam einen Raum schaffen, in dem sich Potenziale entfalten, Ideen verwirklichen und zukunftsorientierte Produkte und Dienstleistungen entwickeln können. Dies klappt aber nur, wenn dieser Ort innovativ und kreativ, aber dennoch einfach und sehr gut nutzbar ist.“


Gemeinsam auf dem Weg ins Neuland

Neben der Errichtung und Gestaltung dieses Ortes geht es auch darum, die richtigen Leute mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen zielgerichtet miteinander zu vernetzen, um Mehrwerte für alle Beteiligten zu bilden. Dafür setzen die Initiatoren auf ein konstruktives Miteinander in einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Matthias Vinnemeier: „Unser Prozess sieht vor, dass wir unsere Partner und Gäste zunächst bestmöglich – fachlich und persönlich - kennenlernen möchten. Auf dieser Basis wissen wir hinterher genau, mit wem wir sie vernetzen müssen. Wir wollen quasi möglichst wenig dem Zufall überlassen, was den Faktor des Netzwerkens angeht. On top werden wir diese passgenau zusammengesetzten, interdisziplinären Teams in ihren Prozessen begleiten und sie ermutigen, die Komfortzone zu verlassen, sich kreativ auszutoben und Dinge auszuprobieren. Dafür brauchen wir den kreativen Austausch, sowohl innerhalb des Campus als auch im Kontakt mit den anderen Innovativen“. Schon heute freut er sich auf die Zusammenarbeit mit den anderen Innovationsorten, die seiner Ansicht nach für alle Beteiligten großartige Möglichkeiten bietet. „Dank der vier Neugründungen haben wir die Chance, im Kreis Gütersloh ein einzigartiges Innovationsökosystem aufzubauen, von dem alle Beteiligten profitieren. Diese Chance sollten wir nicht ungenutzt lassen, vor allem im Interesse der Menschen, die hier

leben.“


Neuland-Campus Rietberg

Der neue Standort, der in unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Landesgartenschaugelände liegt, wird auf einer Fläche von knapp 3.500 Quadratmetern bis zu 190 flexibel nutz- und buchbare Arbeits- und Kreativfläche bieten. Neben einer Eventfläche und der Neuland-Academy stehen den Gästen mehrere Kreativräume und Werkstätten zum Prototypenbau zur Verfügung, die neben der technischen Ausstattung auch eine inspirierende Atmosphäre bieten.


Netzwerk- und Gründerzentrum Verl: Vielfältiges Angebot

Ein Appell, den Sandra Claes vorbehaltlos unterstützt: „Zentren, wie sie in Gütersloh, Rietberg und demnächst auch bei uns in Verl entstehen, können durch die Vernetzung der heimischen Wirtschaft mit den Arbeitskräften von morgen einen wichtigen Beitrag für die Kommune und Region liefern. Das bedeutet im Aufbau viel Arbeit, lohnt sich aber in jedem Fall.“ Die ersten Etappen auf diesem Weg hat die Wirtschaftsförderin der Stadt Verl bereits geschafft. Nach der erfolgreichen Entwicklung der Themenschwerpunkte für das neue Netzwerk- und Gründerzentrum werden derzeit unter Begleitung eines Fachbüros die konzeptionelle Ausgestaltung sowie ein Raumprogramm und mögliche Organisationsstrukturen erarbeitet. Bis Ende des Jahres soll das Konzept abschließend vorliegen. Parallel dazu wird Ausschau nach einem passenden Standort gehalten. Welche der drei Optionen, die inzwischen in die engere Auswahl gekommen sind, letztlich den Zuschlag erhält, ist noch offen, aber entscheidend für den Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Zentrums.

Das Netzwerk- und Gründerzentrum Verl will das bereits bestehende Netzwerk mit den Partnerinstitutionen MINT Technikum und BANG Trainingszentrum unter einem Dach vereinen, gleichzeitig aber auch möglichst viele ortsansässige Unternehmen als Unterstützer hinzugewinnen. In der täglichen Arbeit sollen dann gemeinsam drei Themenschwerpunkte verfolgt werden, so Sandra Claes: „Zum einen geht es uns um den Prozess des Lebenslangen Lernens, für das wir generationsübergreifende Bildungsangebote vom Kind bis zum Best Ager 50plus machen werden. Gleichzeitig wollen wir einen Fokus auf die Netzwerkarbeit legen, indem wir die nötige Infrastruktur bereitstellen und die Prozesse begleiten und moderieren. Darüber hinaus bieten wir Gründerinnen und Gründern, Startups, Ausgründungen und Kooperationen ein breites und hochwertiges Angebot an Unterstützungsleistungen an und entlasten sie damit von Pflichten und Aufgaben.“

Entsprechend dieser Vorgabe sind die Zielgruppen des Zentrums vielfältig aufgestellt. Nicht nur Unternehmen sowie Gründerinnen und Gründer sollen angesprochen werden, sondern auch Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Studierende. „Der zunehmende Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel ist eine enorme Herausforderung, die wir nur gemeinsam lösen können. Daher werden wir unser Angebot auch für eine Vielzahl von Gruppen öffnen“, erläutert Sandra Claes, die neben der engen Zusammenarbeit des Netzwerk- und Gründerzentrums mit der städtischen Wirtschaftsförderung auch auf den steten Austausch mit den drei anderen Zentren setzt. „Wie diese Kooperation aussehen kann, wollen wir demnächst diskutieren. Aber bis es soweit ist, haben wir ja noch ein wenig Zeit.“

 

 

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