Wie war das Jahr für Dich?

Sybille Hilgert

Autor: Sybille Hilgert

27.12.2022

Eigentlich sollten an dieser Stelle Wünsche für das nächste Jahr stehen. Doch 2022 hat, als Jahr eins nach der Pandemie, sozusagen eine Sonderstellung. Noch immer ist nicht alles wieder wie vorher (wenn es das überhaupt wieder wird), noch immer sind die Nachwirkungen zu spüren. Das wird in einigen Bereichen besonders deutlich. Für unsere letzte gt!info-Ausgabe 2022 haben wir daher Menschen, die in stressbelasteten Berufen arbeiten, nach ihren Erfahrungen in diesem Jahr gefragt. Natürlich sind auch Schüler dabei, denn junge Menschen und Kinder haben besonders unter der Pandemie gelitten.

 

Linda Hermanns-Janßen, Schulsozialarbeit Städtisches Gymnasium

In den zwei Pandemie-Jahren war es so, dass die Kinder und Jugendlichen und ihre Bedürfnisse kaum gesehen und ernst genommen wurden. Sie mussten einfach funktionieren, hatten keine eigene Stimme mehr. Im normalen Schulbetrieb können wir auch Belastungen innerhalb der Familien recht schnell erkennen. Da die Schülerinnen und Schüler aufgrund des Distanzunterrichtes nicht vor Ort waren, konnte da auch vieles nicht gesehen werden. Dementsprechend ist die mentale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen mittlerweile ein sehr großes Thema. In und seit der Pandemie treten zum Beispiel Angst- und Essstörungen verstärkt auf. Die Kinder und Jugendlichen müssen sich jetzt ihrer Rechte wieder bewusstwerden. Sie müssen wieder lernen, auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen und ihr Recht auf Partizipation einzufordern. Daher bin ich sehr froh, dass wir endlich wieder Projekte zusammen machen und aufgeschobene Projekte nachholen können. Wir arbeiten verstärkt in der Prävention und decken hier auch die neuen Bedarfe ab, die durch die Pandemie entstanden sind. Und wir sind sehr froh, dass wir einfach wieder etwas Schönes zusammen machen können, etwa Ausflüge oder klassenübergreifende Aktionen.

 

Foto: Hermanns_Janssen

 

 

Moritz und Charlotte Neuhaus (Schüler am Evangelisch Stiftischen Gymnasium)

 

Moritz: Das vergangene Jahr hat – nach der Pandemie – echte Erleichterung gebracht. Unterricht fand wieder in Präsenz statt und das lief wirklich gut. Ich finde es toll, dass es auch Klassenfahrten und andere schulische Events wieder gibt. Fortschritte hat es zum Glück auch bei den digitalen Möglichkeiten gegeben. So gibt es von einigen Lehrern auch weiterhin Online-Angebote. Die sind aber natürlich kein vollwertiger Ersatz für Präsenzunterricht. Ich bin auch sehr froh, dass das ganze soziale Leben wieder funktioniert und ich meinen Hobbys nachgehen und Freunde treffen kann.

 

Charlotte: Ich bin froh, dass wieder alles funktioniert. Ich habe in der Schule auch das Gefühl, dass Lehrerinnen und Lehrer ganz anders unterrichten. Es wird mehr in Gruppen gearbeitet und ich finde, dass der Unterricht allgemein entspannter geworden ist. Ich bin wirklich glücklich, dass auch das soziale Leben wieder relativ normal geworden ist. Ich spiele Geige, und deswegen ist es besonders schön, dass ich wieder bei Konzerten spielen kann.

 

Foto: Hilgert

 

 

 

Dr. Martin Goecke (Lehrer; Mitglied der SPD-Ratsfraktion Gütersloh)

 

2022 hat sich – im Vergleich zu den beiden Jahren davor – einiges wieder normalisiert. Aus der Pandemiezeit haben wir vor allem in Sachen Digitalisierung einiges mitgenommen. Wir müssen jetzt sehen, wie wir das sinnvoll in unsere Strukturen einbauen. Wie wir zum Beispiel digitale Plattformen im Unterricht oder in der Organisation einsetzen können. Viele Oberstufenschülerinnen und -schüler arbeiten jetzt fast durchgehend mit Tablets. Wir sind froh, dass wir vieles wieder aufleben lassen konnten, von Klassenfahrten über Tage der offenen Tür bis hin zu Beratungsgesprächen und Lehrerkonferenzen in Präsenz. Bei den Schülerinnen und Schülern hat die Pandemie schon Spuren hinterlassen. Etwa bei den Fünft- und Sechstklässlern, die in der Grundschule sehr viel Digitalunterricht hatten. In der Oberstufe hapert es nicht nur an den schulischen Kompetenzen, sondern mindestens genauso am sozialen Zusammenhalt. Man ist halt nicht so zusammengewachsen, wie man hätte zusammenwachsen können. Zurzeit ist der Krankenstand sowohl in der Schülerschaft als auch im Kollegium deutlich höher als vor der Pandemie. Aber im Vergleich zu den Vorjahren hat sich alles zumindest etwas stabilisiert. Die Unsicherheiten sind gewichen und wir sind auf einem guten Weg.

 

Foto: Hilgert

 

Sabrina Rudnick, stellvertretende Pflegedienstleitung Caritas-Sozialstation Gütersloh

 

Auch dieses Jahr war für uns noch recht belastend. Gleichzeitig gab es aber auch viele tolle Momente mit unserem Team und den Seniorinnen und Senioren, etwa das fünfjährige Bestehen unseres Caritas-Hauses im September. Die Sommermonate waren herausfordernd. Denn wenn in der Urlaubszeit auch noch Mitarbeitende durch Krankheit ausfielen, wurde es teilweise ganz schön haarig. Patienten mussten versorgt, Dienste abgedeckt werden. Doch wir haben das gut gemeistert. Und unsere Region hat das noch stärker zusammengeschweißt. Bei der täglichen Arbeit hat sich nicht viel geändert. Für uns gelten weiterhin die Corona-Regeln. So werden die Mitarbeitenden zweimal pro Woche getestet. Wenn jemand aus den Seniorenwohngemeinschaften Corona bekommt, dann müssen alle Mitarbeitenden und Mieter fünf Tage lang täglich getestet werden. Die Zimmer der Erkrankten dürfen wir nur in Schutzkleidung betreten. All das ist Mehraufwand für uns. Unter den aktuellen Bedingungen können in den Wohngemeinschaften leider keine größeren Weihnachtsfeiern mit Angehörigen stattfinden. Es herrscht Maskenpflicht. Angehörige dürfen nur mit negativem Test zu uns. Aber wir bieten natürlich kleinere Feiern an. Was sich zum 1. Januar ergibt, ist noch unklar. Aber wir hoffen auf Lockerungen. Zum Schluss ein großes Dankeschön: Diese Arbeit ist nur so gut möglich, weil ein starkes, empathisches Team hinter uns steht.

 

Foto: Hilgert

 

 

Anmerkung

 

Gerne hätten wir noch jemand aus dem Bereich Krankenhaus befragt, aber leider wollte keine der gefragten Personen darüber berichten, wie Arbeitsumstände und Stresslevel im Jahr 2022 waren.

 


Unsere Website verwendet Cookies. Bleibst Du weiter auf unserer Website, scheinst Du nicht nur von der Seite begeistert zu sein, sondern stimmst auch der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen findest Du hier