Abschied von Horst-Dieter Sieweke

Autor: Thorsten Wagner-Conert

Fotos: Thorsten Wagner-Conert

01.01.2025

Er ging, wie er war: Leise, unauffällig, im Hintergrund. Und doch war Horst-Dieter Sieweke einer der wirklich Großen in der Gastro-Szene der Stadt. Aber vielleicht ist das gar nicht widersprüchlich? – Ein Nachruf von Thorsten Wagner-Conert.

 

Einige Male ergab sich die freundschaftlich-verbundene und immer außergewöhnliche Gelegenheit: Zum Gespräch über Gott und die Welt, über Politik und Politiker, über Menschen und Menschliches. Dabei hätte es nicht zwingend ein Gespräch sein müssen. Horst-Dieter Sieweke war der Mensch, den man sich im Lehnsessel wünschte, um ihm einfach nur zuzuhören. Er war der weise, lebenserfahrene Mann, der nicht nur viel zu erzählen hatte; er hatte beeindruckend viel zu sagen.

 

Er kannte sie alle: die „großen“ Gütersloher, die ganz normalen Leute, die Starken, die Schwachen, die mit den Karrieren – und die mit den gebrochenen Biografien. Und allen begegnete er gleichermaßen mit seiner verinnerlichten Haltung: respektvoll, wertschätzend, interessiert, zuhörend.

 

Der Wunsch, dass er doch bitte aufschreiben (lassen) möge, was ihm zeitlebens begegnete, musste scheitern. Horst-Dieter Sieweke nämlich ließ herzlich gern Einblicke zu in Begebenheiten, die ihn selbst geprägt und nachhaltig beeindruckt hatten. Aber er hielt sich auch fast sklavisch an die selbstverordnete Diskretion, die er denen zugestand, die der Diskretion bedurften.

 

Manchmal brach es aus dem Mann, fast immer mit Sakko und Einstecktuch, heraus, und er gab auswendig Dichter und Denker in Reimform zum Besten. Gern erzählte er auch Episoden aus dem eigenen Leben, wie beispielsweise die, die ihm den Zugang zur klassischen Musik verschaffte: Mit Monti Lüftner, der 36 Jahre lang bis Anfang der 1990er Jahre in verschiedenen Positionen das Musikgeschäft bei Bertelsmann verantwortete, war er auf einer längeren Autoreise unterwegs Richtung Süden. Natürlich ging diese Fahrt nicht ohne Musik. Egmont Lüftner schob eine Cassette in den Autoradio-Rekorder und dozierte darüber, worauf beim Hören von klassischer Musik zu achten sei. Als das Band durch war, startete der Musik-Experte es noch einmal neu und sagte: „Und jetzt Sie.“ Horst-Dieter Sieweke verstand die „Schulung“ als Bereicherung.

 

Als Gastronom hat „HDS“ in Gütersloh unvergleichlich Großes geleistet: Die „Deele“ hatte ihre Hoch-Zeit zu seiner Zeit, der Ravensberger Hof in der Moltkestraße war eine erste Adresse – und die Stadthallen-Gastronomie war sein ganz großes Ding mit dem Catering für Großveranstaltungen, dem Außer-Haus-Service bis ins Ruhrgebiet und ins Rheinland hinein. Und er gab den Güterslohern als herzlicher Gastgeber mit dem Restaurant „Sinfonie“ die gute Stube (und für nicht wenige die beste, die Gütersloh je hatte). Dass nach 33 Jahren Stadthalle 2012 Schluss war, weil sich die Stadt und er über künftige Modalitäten nicht einig wurden, erfüllte Horst-Dieter Sieweke mit Wehmut.  Schmutzige Wäsche wurde damals nicht gewaschen, weil es keine gegeben hatte, wie beide Seiten versicherten.

 

Horst-Dieter Sieweke jedenfalls hat nie öffentlich gelitten. Und er hat seine großherzige, gerade Haltung bis zuletzt bewahrt und gelebt. Er starb im Alter von 84 Jahren und hinterlässt seine ebenso herzliche Frau Monika und seine drei Söhne Frank, Olaf und Mike. Nicht nur sie werden ihn schmerzlich vermissen

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