„Mehr Platz für die Fahrradfahrer!“

Markus Corsmeyer

Autor: Markus Corsmeyer

Fotos: Heiner Wichelmann . Animationen und Karte: Lutz Hesker

12.07.2024

Von dem Wunsch vieler Bürger, Gütersloh zur Fahrradstadt zu machen, sind Politik und Verwaltung noch weit entfernt; auch ein klar definiertes, ehrgeiziges Mobilitätsprogramm mit verbindlichem Zeitplan wie in Bielefeld (25 Prozent Fahrrad, 25 Prozent Bus und Straßenbahn, 25 Prozent Fußgänger und 25 Prozent Autoverkehr bis 2030) existiert noch immer nicht. Dafür gibt es hier und da Einzelmaßnahmen: Sanierung von Fahrradwegen, Ausbau von Fahrradparkplätzen und anderes mehr. Prüfenswert als Einzelmaßnahme könnte auch ein Vorschlag von Burkhard und Sibylle Brockbals sein, die sich Gedanken zu einer Einbahnstraßenlösung für die Berliner Straße stadteinwärts ab der Kreuzung Nordring/Kaiserstraße (Avia-Tankstelle) und der Kaiserstraße stadtauswärts ab der Friedrich-Ebert-Straße (Volksbank) gemacht haben. 

 

Die Idee der Eheleute, die als Anlieger im Bereich der Avia-Tankstelle ortskundig sind, ist nicht neu, schon 2020 haben sie Kontakt mit Lokalpolitikern und der Stadtverwaltung aufgenommen, stießen auf freundliches Interesse und – hörten bis heute nichts mehr von ihnen. Dabei hat der Grundgedanke das Zeug, ein Muster auch für andere Stadtteile sein zu können. Burkhard Brockbals, langjähriger Kreishandwerksmeister und auch mal Bürgermeisterkandidat der CDU, fasst das Konzept so zusammen: „Durch eine Einbahnstraßenregelung verengen wir die Autostraße und schaffen Platz zur Verbreiterung eines Fahrradweges für beide Richtungen. Dasselbe sollte im Umkehrschluss in der parallel verlaufenden Kaiserstraße zwischen Volksbank und Betten Beckord/Avia-Tankstelle gelten. Wir möchten damit den sicheren Individualverkehr auf dem Fahrrad ermöglichen, ohne das Auto verdrängen zu wollen. Dass das funktioniert, kann man zum Beispiel in Hamburg und Kopenhagen erleben. Das ist beeindruckend.“

 

Vorbild Kopenhagen

Überhaupt Kopenhagen: Der dortige Lebensstil hat es den Eheleuten Brockbals angetan. Die Menschen dort gehen sehr rücksichtsvoll miteinander um, haben sie beobachtet. Die Eltern fahren wie selbstverständlich mit ihren Lastenrädern durch die Stadt, erledigen so ihre Familienfahrten, Einkäufe, Stadtbesuche. Die Fahrradinfrastruktur sichert ihnen die Vorfahrt vor den Autos, die ganze Stadt ist eine Fahrradzone, das Auto als Statussymbol habe längst ausgedient, smarte Mobilitätslösungen sind gefragt.   

 

Langfristig Pkw-Dichte reduzieren

Vorfahrt für die Fahrräder, warum soll das nicht auch in Gütersloh möglich sein?, fragt Sibylle Brockbals. Zentrale Straßen wie die Eickhoffstraße, die Moltkestraße, die Münsterstraße und andere könne man leicht zu Fahrradstraßen machen und so für ein friedliches Nebeneinander von E-Bikes, Pedelecs, E-Scootern, Bio-Rädern und eben Autos sorgen. Dies sei vor allem auch im Sinne der älteren Menschen, die damit auf ihren Elektrowagen viel mehr Bewegungsfreiheit hätten. Langfristig würde dieses Konzept auch die Pkw-Dichte in der Innenstadt spürbar reduzieren. 

 

Von Isselhorst bis zur Parkstraße

Burkhard Brockbals stellt die vorgeschlagene Einbahnstraßenregelung der Berliner Straße ab der Kreuzung Avia-Tankstelle und gegenläufig der Kaiserstraße ab der Kreuzung Carl-Miele-Straße auch in einen größeren Zusammenhang: „Wir würden damit die Nord-Süd-Verbindung von Isselhorst über den Postdamm bis hin zur Parkstraße – beide Straßen sind als Fahrradstraßen ausgewiesen – in einem wichtigen Streckenabschnitt für Fahrradnutzer attraktiv machen. Wenn dieses Experiment gelingen würde, hätten wir auch ein gutes Vorbild für andere Bereiche in der Stadt.“

 

Durchfahrtverkehr umlenken

Zur allgemeinen Verkehrsberuhigung sollte neben der Klassifizierung des gesamten Wohnbereichs als Tempo-30-Zone auch die Umlenkung des Durchfahrtsverkehrs vom Nordring zur Carl-Miele-Straße über die Kreuzung an der Avia-Tankstelle beitragen, so das engagierte Ehepaar: Der Schwerlastverkehr werde bereits über die Pfälzer Straße geführt, dies müsse auch für die Pkw gelten.

 

Aufruf an die Politik

gt!nfo stellt die Gedanken von Burkhard und Sibylle Brockbals zur Diskussion. Ein Thema für die Verkehrspolitiker! Wer übernimmt?

 

 

Stadtauswärts gerichteter Blick  in die Berliner Straße, Kreuzung Eickhoffstraße (rechts), Kahlert- Straße (links).

 

Blick in die Kaiserstraße stadtauswärts vor Einmündung Dr.-Kranefuß-Straße (links).

 

Burkhard und Sibylle Brockbals.

 

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