Keine Chance für Einbrecher!

Autor: gt!nfo

Fotos: Susanne Zimmermann

07.07.2023

Die gute Nachricht: Nur ganz selten steht der Einbrecher nachts im Schlafzimmer, wie das im Allgemeinen bei „Aktenzeichen XY...ungelöst“ im Fernsehen vorgeführt wird. Die übliche Vorgehensweise ist der Wohnungseinbruch bei Abwesenheit der Bewohner. Aber jeder Einbruch geht an die Substanz der Opfer, wissen Guido Baratella und Uwe Arlitt von der Polizei Gütersloh. Deshalb setzen sie alles daran, es den Tätern so schwer wie möglich zu machen. Rund 500 Mal pro Jahr beraten sie Hausbesitzer, Wohnungseigentümer und Mieter im Kreis Gütersloh und sensibilisieren in puncto Sicherheit. Fazit: Da geht eine ganze Menge!


Das grummelige Gefühl bleibt noch Wochen nach dem Einbruch in den Fahrradschuppen, bei dem gezielt zwei E-Bikes entwendet wurden. Die Täter kamen nachts, Schuppen und Räder waren verschlossen, aber alles war offensichtlich kein Hindernis. Bleibt die Frage: Sind wir vorher beobachtet worden? Und: Der Schuppen ist das eine, aber wie sicher ist eigentlich das Haus? Grund genug für einen Sicherheitscheck durch die Polizei.


Eine gute Stunde dauert der Besuch von Guido Baratella und Uwe Arlitt. Die beiden gehören zum Team „Kriminalprävention und Opferschutz“ bei der Kreispolizeibehörde Gütersloh. Ihre Mission: „technische Sicherheitsberatung“. Das Gespräch geht über die rein technischen Möglichkeiten hinaus. Im Blickpunkt stehen auch lieb gewonnene Gewohnheiten, die die Täter einladen, von der Abwesenheit der Bewohner auszugehen.


Gute Nachbarschaft ist wichtig!

Als Faustregel gilt: Wo Leben ist, üben Einbrecher eher Zurückhaltung. Heißt im Umkehrschluss: „Gezielte Unordnung“ lässt auf Anwesenheit schließen. Hier ein paar Spielzeuge im einsehbaren Garten, dort ein Paar Schuhe vor der Tür zeigen Anwesenheit an. Rollos tagsüber oben und nachts runterlassen. Indirekte Beleuchtung abends im Haus signalisiert Einbruchsprofis Abwesenheit, das Auto des Nachbarn im Carport während des Urlaubs wiederum spiegelt Anwesenheit vor.


Überhaupt ist gute Nachbarschaft ein nicht zu unterschätzender Faktor beim Einbruchsschutz. Die Sorge für den Briefkasten und die Mülltonnen gehört dazu ebenso wie die allgemeine Aufmerksamkeit, die Ungewöhnliches beim Nachbarn wahrnimmt. Aber auch ein weitgehend neutraler Eintrag im Telefonbuch ohne ausgeschriebenen Vornamen oder die komplette Adressangabe am Urlaubsort nur dort, wo Missbrauch sicher ausgeschlossen ist, sind gute Ratschläge für mehr Sicherheit.


Es geht nicht ums große Geld

„Natürlich sind Sicherheitsbedürfnisse immer subjektiv,“ weiß Kriminalhauptkommissar Guido Baratella aus Erfahrung. Statistisch belegt ist aber auch, dass rund 20 Prozent aller Menschen, die einen Einbruch erlebt haben, später die Wohnung wechseln. Sprich: Der emotionale Schaden ist oft größer als der finanzielle. Eine Fehlannahme ist jedenfalls der oft zitierte Satz: „Bei mir gibt es sowieso nichts zu holen.“ Dem „durchschnittlichen“ Einbrecher geht es laut Baratella nicht „ums große Geld“. Häufig handele es sich um so genannte Beschaffungskriminalität. Ein Hunderter Bargeld, auch preiswerter Schmuck kommen dafür ebenso in Frage wie das Smartphone oder andere Gegenstände, die sich schnell abgreifen und transportieren lassen. Die Täter kommen nicht selten mit kleinem Gepäck, steigen über Fenster ein, schätzen Kurzaufenthalte unter zehn Minuten. Tatzeiten im Durchschnitt: zwischen zehn und zwölf Uhr morgens sowie am späten Nachmittag!


Fenster und Türen nachrüsten

Fenster und Türen sind logischerweise die technischen Schwachstellen in Haus und Wohnung. Deshalb stehen sie im Mittelpunkt der Analyse, die Baratella und sein Kollege Arlitt im Rahmen der Sicherheitsberatung geben. Aufmerksam, sozusagen mit „Täterblick“ inspizieren sie von außen und innen mögliche Zugänge vom Keller bis in die oberen Stockwerke. Dabei erweist sich, dass auch ältere Häuser Vorteile haben können, beispielsweise bei alten Kellerfenstern, die meist durch massive Stahlstreben statt Lochblech gesichert sind. Bei einem Abstand von unter zwölf Zentimetern passt dann grad noch die Katze durch, aber kein Mensch. Die gute Nachricht: Ein solches Fenster kann man mit einer Rollkernsicherung von außen relativ einfach nachrüsten.


„RC 2-Standard“ ist das Zauberwort für alle Neuanschaffungen bei Fenstern und Türen. Auch im Bestand lassen sich Fenster und Türen so absichern, dass der potenzielle Einbrecher die Lust verliert, weil der Aufbruch zu lange dauert. Die so genannte „Pilzkopfsicherung“ am Fenster oder eine aufschraubbare Seitensicherung und Sicherheitsschließbleche verhindern das schnelle Aufhebeln, der abschließbare Fenstergriff sollte bei jedem selbstverständlich sein. Bei Haustüren können Dreifachverriegelung und Schutzbeschlag Sicherheitsvorteile bringen, bei Keller- und Nebeneingangstüren kann ein Querriegel mit Zusatzschloss Verstärkung schaffen.


Individuelle Beratungsgespräche helfen weiter

 All das und noch viel mehr ist in dem Infopaket zusammengetragen, das Baratella und Arlitt ebenfalls bei ihrer Beratung im Gepäck haben. Es ist eine Zusammenstellung des Netzwerks „Zuhause sicher“, zu dem sich öffentliche Institutionen, Handwerksbetriebe und Unternehmen im Dienst der Gefahrenabwehr zusammengeschlossen haben. Das Informationsmaterial, das kompakt und einfach nachvollziehbar auch Hinweise und Empfehlungen zum elektronischen Einbruchschutz oder zur Aufbewahrung von Wertgegenständen gibt, wird ergänzt durch eine Liste von Betrieben im Kreis Gütersloh, die nach Kriterien des Landeskriminalamtes die Voraussetzungen für einen korrekten Einbau der Sicherheitsmaßnahmen erfüllen.


Am Ende des individuellen Beratungsgesprächs steht die jeweilige Empfehlungsliste der Polizei. Die Entscheidung über die Umsetzung trifft der Beratene. Anreiz für die Investition in Sicherheit kann die Plakette sein, die das Netzwerk „Zuhause sicher“ vergibt. Rund 1.000 Plaketten zieren bereits Haus- und Wohnungsfassaden im Kreis Gütersloh und signalisieren potenziellen Einbrechern: Hier kommst du nicht rein! „Keines dieser Objekte ist bisher aufgebrochen worden,“ sagt Guido Baratella. „Darauf sind wir schon stolz.“


150 Einbrüche im Kreis Gütersloh bis zum 1. Juni verzeichnet aktuell die Statistik der Kreispolizeibehörde Gütersloh. Das ist eine Steigerung im Vergleich zu den Corona-Jahren 2022 und 2021. „Während der Pandemie haben wir einen massiven Rückgang der Einbrüche bis auf ein Zwölf-Jahres-Tief erlebt,“ sagt Guido Baratella. Die Begründung spiegelt das Täter-Verhalten wider: Während Corona waren die Menschen schlichtweg mehr zu Hause, das Risiko für Einbrecher damit ungleich höher.


Keine falsche Scham: Wer Beobachtungen macht, die auf einen Einbruch schließen lassen, wer auffällige Bewegungen oder Menschen wahrnimmt, die nicht in die private Umgebung gehören, sollte sich nicht scheuen, die 110 anzurufen. Dafür ist der Polizeiruf da. „Aber bitte keinen Kontakt zu einem potenziellen Täter aufnehmen,“ warnt Baratella vor falschem Heldentum.


FAKTEN


Investition kann sich langfristig lohnen. Einige Hausratversicherungen geben mit der „Zuhause-sicher-Plakette“ bis zu 20 Prozent Rabatt auf die Jahresprämie.


Beratung buchen: Kreispolizeibehörde Gütersloh, Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz

Guido Baratella, Telefon: 0 52 41 / 8 69 18 79, E-Mail: guido.baratella@polizei.nrw.de

Uwe Arlitt, Telefon: 0 52 41 / 8 69 18 78, E-Mail: uwemichael.arlitt@polizei.nrw.de

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