Autor: Heiner Wichelmann
Fotos: Stadt Gütersloh / Heiner Wichelmann
27.12.2024
Lena Jeckel, Leiterin Fachbereich Kultur, und Christina Junkerkalefeld, Geschäftsführung Gütersloh Marketing, über Planung und Organisation des Jubiläumsjahrs „200 Jahre Stadt Gütersloh“.
Die Arbeitsvoraussetzungen waren bescheiden: ganz wenig Geld und sehr wenig Vorbereitungszeit. Und nun das: 2025 wird ein Jubiläumsjahr mit prallem Inhalt. Immer was los und alle dabei. Es wird ein Fest über das ganze Jahr und für alle Generationen. Wie man sich committed hat, wie alle mitgezogen haben und warum es eigentlich – wenn auch aus der Not geboren – viel besser ist, übers Jahr verteilt das 200-Jahre-Jubiläum der Stadtwerdung von Gütersloh zu feiern, anstatt alles mit einem einzigen Großevent zu verpulvern, das erzählen Fachbereichsleiterin Kultur Lena Jeckel und Geschäftsführerin Gütersloh Marketing Christina Junkerkalefeld im gt!nfo-Stadtgespräch.
Interview: Heiner Wichelmann
Frau Jeckel und Frau Junkerkalefeld, kurz vor Weihnachten ist nun die wesentliche Arbeit der Vorbereitung auf das Stadtjubiläumsjahr getan. Im Rückblick: Wie eigentlich begann Ihre Zusammenarbeit und wie haben Sie sich organisiert?
Jeckel: Wir beide bearbeiten das Thema federführend, aufgrund der Nähe unserer Bereiche zum Thema. Regelmäßige Besprechungen, Abstimmungen und Entscheidungen gibt es mittlerweile im engsten Kreis des Stadtjubiläum-Projektes. Mitglieder des Steuerkreises sind der Bürgermeister, also jetzt Matthias Trepper, Andreas Kimpel als Kulturdezernent, Frau Junkerkalefeld und ich und natürlich unsere vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Kooperation ist sehr eng, es gibt Jour Fixe und von Beginn an einen lebendigen Austausch. Für uns alle ist die Rückkopplung noch mal eine ganz andere Perspektive, immer sehr wichtig.
Gibt es sowas wie eine Grundüberzeugung, eine von allen geteilte Idee, was das Besondere am Jubiläums-Projekt „200 Jahre“ sein soll?
Junkerkalefeld: Das ist sicher der Gedanke, dass das Stadtjubiläum aller Gütersloherinnen und Gütersloher sein soll. Deswegen gibt es auch kein zentrales Kulturfest, sondern es beteiligen sich über das ganze Jahr hinweg alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in Gütersloh – von Sport über Kunst und Kultur bis zu den vielen, vielen Aktivitäten unserer Vereine, privater Gruppen und engagierter Menschen. Wir finden, das ist uns sehr gut gelungen. Es wird ein Jubiläumsjahr für alle Generationen, von Bürgerinnen und Bürgern für sie. Wir wollten nicht alles an einem Wochenende abfeiern, sondern es verteilen auf ein Jahr, damit sich jeder dabei finden kann. Es geht darum, zu zeigen, wie vielfältig Gütersloh ist, wieviel Kreativität es gibt, wieviel Engagement. Wir wollen uns nicht selbst in den Mittelpunkt rücken. Die Gütersloher und Gütersloherinnen wurden und sind aufgefordert, mitzumachen.
Jeckel: Wir haben bei der Erarbeitung des Jubiläumsjahresprogramms natürlich auch eigene kreative Impulse gesetzt und Dinge angestoßen, die wir für wichtig halten. Das alles hat funktioniert. Wir freuen uns sehr, wie stark die Gütersloherinnen und Gütersloher von Anfang an mitgezogen haben und das Jubiläumsjahr als ihr eigenes (begreifen) empfinden. Angesichts der Ausgangslage „Kleines Budget, wenig Vorbereitungszeit“ sind wir schon stolz auf das Ergebnis.
Der Arbeitsansatz „Für die Bürger von den Bürgern“ sozusagen aus der Not geboren: Ist es denn aus Ihrer Sicht gelungen, dass die Einzelveranstaltungen jeweils einzahlen auf das Thema „200 Jahre“? Wie lief da die Kommunikation mit den Vereinen?
Jeckel: Das Leitmotiv „200 Jahre“ ist in vielfältigster Form von allen Beteiligten berücksichtigt worden. Da waren wir auch immer im Austausch. Zu der Kommunikation und den Kontakten: Das lief erst mal intern über alle Fachbereichsleitungen der Stadt, dadurch konnte man verschiedene Bereiche in der Stadt schnell bespielen und das schaffte auch Vielfalt. Dann haben wir auch unsere eigenen Netzwerke genutzt und versucht, jeden zu erreichen. Es gab viele Gespräche mit den Ansprechpartnern: Was kann man machen, wo können wir unterstützen?
Junkerkalefeld: Dazu gab es auch zwei öffentliche Termine, zu denen wir alle Bürgerinnen und Bürger in die Stadthalle eingeladen haben – im November 2023 und im April dieses Jahres, wo zunächst Ideen und dann konkrete Konzeptentwicklungen bearbeitet wurden und wir bei Fragen der Förderung, den sogenannten Open Call, geholfen haben. Gerade am Anfang waren es sehr intensive Wochen.
Jeckel: Alle, die sich auf die Förderung bewerben wollten, mit einer Aktivität im Rahmen des Jubiläumsjahres, haben auch immer eine Kalkulation vorgelegt, die dann von einer externen Jury geprüft wurde. In dieser Jury saßen Vertreter aus der Politik, Verwaltung und der Stadtgesellschaft – und auch wir beide, aber ohne Stimmrecht. Die Bewerbungsfrist ging bis Mai. Darüber hinaus konnte man sich für einen der 200 Projektplätze eintragen/bewerben. Wichtig war bei allen Überlegungen, dass wir möglichst viele Formate zusammenbekamen, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Nach dem November-Kick-off konnte man sich dann bis August melden.
Gab es letztlich einen Angebots-Überhang?
Jeckel: Ja, die 200 waren sehr schnell voll. Manche Angebote waren natürlich gängig, die haben wir dann zu einem Event zusammengefasst oder veredelt. Für uns war es wichtig, dass viele mitmachen konnten, ob mit kleinen oder großen Ideen. Alle Projekte und Veranstaltungen sind für uns Highlights. Auch wenn wir meinen, dass für jeden etwas dabei sein kann: Es gibt auch Themen, die wir noch gut hätten platzieren können und wo wir gehofft hatten, dass sich welche melden, was dann aus unterschiedlichen Gründen nicht immer klappte. Es kam also vor, dass es aus unterschiedlichen Gründen, beispielsweise der Kürze der Zeit, leider nicht fixiert werden konnte. Wir wissen auch, dass es Unternehmen und Vereine gibt, die selber etwas mit Blick auf das Jubiläumsjahr organisieren, unabhängig vom offiziellen Programm. Es wird also in der Stadtgesellschaft noch einiges dazu stattfinden.
Junkerkalefeld: Das Programm war seit dem Aufruf immer im Wandel, mal kam etwas neues dazu und dann wurde wieder etwas herausgenommen. Letztlich sind die 200 vielfältig gefüllt, was uns freut.
Haben Sie sich auch direkt an Unternehmen und Vereine gewandt mit der Bitte, sich zu beteiligen?
Junkerkalefeld: Uns fehlte schlussendlich die Zeit, alle einzeln anzusprechen und mitzunehmen und ohne jemanden zu übergehen. Wir haben alle aufgefordert, unsere Jubiläumsidee an Interessierte weiterzutragen und haben die gesamte Stadtgesellschaft aktiv aufgefordert, sich zu bewerben. Wir haben selbst auch Gelegenheiten und Gespräche genutzt, um das Jubiläumsjahr mit dem Konzept weiterzutragen.Wir hatten ein Jahr Vorbereitungszeit, da waren wir auf das Engagement aller angewiesen.
Wie groß war Ihre Arbeitsbelastung? Die Jubiläumsplanung kam und kommt ja on Top zum Tagesgeschäft dazu.
Jeckel: Das war schon eine große Aufgabe und Herausforderung. Aber ein solches Projekt kann man nur einmal machen. Wir haben leidenschaftlich gearbeitet, trotz schwieriger Bedingungen. Überstunden sind nicht wichtig in unseren Positionen. Ich sehe es als Chance, etwas Schönes gemeinsam für Gütersloh zu schaffen, das hat uns motiviert.
Junkerkalefeld: Es war hilfreich, dass das Großprojekt auf den Fachbereich Kultur und die gtm konzentriert war. So konnten wir die Themen untereinander aufteilen. Wichtig war es uns, dass Personen für die Arbeitsbereiche zuständig sind, damit es eine klare Linie gibt, wo die Fäden für welches Thema zusammenlaufen. Beispielsweise lag die inhaltliche Organisation der Broschüre bei Eike Rehse vom Fachbereich Kultur und in Rückkoppelung und Korrekturschleifen bei Lena Jeckel und mir. Oder Give-Aways und Mediaplanung: dafür war Maybrit Hammer von gtm zuständig und auch hier in Rückkoppelung mit Lena Jeckel und mir. Letztendlich ist es so, dass wir bei allen Themen immer Rücksprache halten und die Entscheidungen in gemeinsamer Verantwortung getroffen haben.
Jeckel: Wir beide haben uns gegenseitig immer den Rücken freigehalten. Keiner war sich zu schade, irgendeine Aufgabe zu übernehmen. Jeder, der Zeit und Kapazität hatte, hat sie dafür genutzt. Das gilt aber auch für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Teams!
Gibt es einen besonders wichtigen Jubiläumstag im nächsten Jahr?
Junkerkalefeld: Nicht im eigentlichen Sinne, ein zentrales Fest kann es schon aus Budget-Gründen nicht geben, aber es wird ja 200 Highlights das ganze Jahr über geben. Am 18. Mai gibt es einen Festakt zur Feier des Stadtjubiläums. Zusätzlich werden wir den Tag besonders bespielen, an dem Gütersloh erstmalig als Stadt erwähnt worden ist, das ist der 14. November. Was es sein wird, möchten wir noch nicht verraten.
Wo kommen die meisten Menschen zusammen?
Jecker: Wie gesagt, wir wollen nicht, dass etwas besonders hervorgehoben wird. Es gibt einen für 1.000 Bürgerinnen und Bürger offenen Festakt mit vielen geladenen Gästen. Für uns sind kleine Projekte genauso wichtig. Wenn zum Beispiel Kinder 200 Steine mit 200-Jahre-Motiven bemalt haben, die dann in Gütersloh verteilt werden, ist das für uns genauso ein Highlight.
Junkerkalefeld: Es gibt nicht das eine Stadtfest, wir machen es anders. Wir streuen das ganze Jahr über Konfetti!
Sind Sie mit den 200.000 Euro Budget denn überhaupt ausgekommen?
Jeckel: Es sind 150.000 Euro, und natürlich sind wir damit nicht ausgekommen. Deswegen haben wir unsere eigenen Veranstaltungen veredelt. Donnerlütken zum Beispiel wird auf Zeitreise gehen. Wir haben einfach kein zusätzliches Budget und nutzen unser vorhandenes. Zum Vergleich: Beim letzten 175 Jahre-Stadtjubiläum standen mehr als 1 Million Euro als Budget zur Verfügung. Was können wir also tun? Das hat uns erfinderisch gemacht, wir haben viel gelernt dabei.
Moderierten die Ideenwerkstatt für das Jubiläumsjahr 200 Jahre Stadt Gütersloh (v.l.): Andreas Kimpel, Lena Jeckel und Christina Junkerkalefeld.
Zufrieden nach einem intensiven Jahr der Vorbereitung auf das Stadtjubiläum 200 Jahre Gütersloh: Christina Junkerkalefeld (l.) und Lena Jeckel.