Regionalliga ist unser erklärtes Ziel

Autor: gt!nfo

Fotos: Uwe Caspar

29.06.2022

Interview und Fotos: Uwe Caspar


Trainer Julian Hesse (33) und der Sportliche Leiter Rob Reekers (56) kommen bestens gelaunt zum großen Doppelinterview, das gleich an ihrer Wirkungsstätte im Heidewald stattfinden soll. Vorher posiert das engagierte Duo des FC Gütersloh geduldig bei einem Fotoshooting, für das Reekers schnell noch zwei Fußbälle organisiert hat. Im nachfolgenden Interview im Geschäftszimmer des FCG – es geht unter anderem um die Perspektiven des Oberligisten – glänzen dann die beiden wichtigen Funktionsträger mit verbalen Doppelpässen. 


Julian, in der gerade beendeten Meisterschaftsserie hat es leider nicht geklappt mit dem Aufstieg in die Regionalliga. Wie beurteilen Sie die Chancen für die neue Saison?


Hesse: Wir wollen in der Verlosung unbedingt dabei sein, nehmen die Favoritenrolle gern an. Allerdings muss man auch so starke Mitkonkurrenten wie Rheine, Rhynern und Aufsteiger Bövinghausen mit Ex-Weltmeister Kevin Großkreutz plus einem Überraschungsteam auf dem Schirm haben. In der verflossenen Saison waren wir oft nah dran, haben aber bedauerlicherweise mehrfach die Chance nicht wahrgenommen, die vor uns liegenden Mannschaften zu überholen. Deshalb kamen wir für mehr als Platz fünf, auf dem wir am Ende standen, auch nicht infrage.


Reekers: Ich kann Julian nur beipflichten, die Regionalliga ist unser erklärtes Ziel. Ich bin jedenfalls optimistisch, schließlich haben wir eine gute Truppe zusammen und uns zudem gezielt verstärkt. Es soll bei den bisher vier Neuzugängen nicht bleiben, wir haben noch zwei, drei weitere Spieler im Auge. Was den gewünschten Aufstieg betrifft, da gibt es natürlich keine Garantie. Fallen zum Beispiel fünf Leistungsträger länger verletzt aus, was ich nicht hoffe, würde es sehr eng werden.


Hesse: Mein Traum ist es, im Heidewald vor vollem Haus gegen Traditionsklubs wie Alemannia Aachen oder Rot-Weiß Oberhausen anzutreten. Die vorerst letzte große Kulisse hatten wir 2019 bei der Saisoneröffnung gegen SC Wiedenbrück – vor 2.000 Zuschauern!


Julian, welche Ambitionen hegen Sie als Trainer?


Hesse: Mein Traum: Ich möchte langfristig in einer möglichst hohen Liga eine Mannschaft coachen – am liebsten den FC Gütersloh. Ich bin dem FCG dankbar, dass man mir 2019 die Chance gegeben hat, hier anzufangen. Die Erfahrungen, die ich bisher sammeln konnte, sind für mich Gold wert. Mein nächstes Ziel ist die A-Lizenz. Allerdings es ist nicht einfach, einen Lehrgangsplatz zu bekommen. Denn der DFB vergibt neuerdings pro Jahr nur noch 40 Plätze.


Reekers (scherzhaft): Dann melde dich doch in Österreich an, dort kriegst du bestimmt einen Platz. Und ein Lehrgang in 1.000 Metern Höhe ist mal was anderes ...


Julian, haben Sie Trainer-Vorbilder?


Hesse: Es gibt bei den Profis viele tolle, inspirierende Typen. Ich versuche, mir von jedem etwas abzugucken. Aber auch unsere Region bietet erfolgreiche Übungsleiter wie etwa Michel Kniat vom SC Verl oder Carsten Rump vom SV Rödinghausen.



Zählen Sie auch den Ex-Verler Christian Knappmann dazu, der bei seinem früheren Verein Westfalia Herne eher mit flotten Sprüchen als durch Erfolge auffiel und inzwischen bei einem Landesligisten gelandet ist? 


Hesse: Ich sehe „Knappi“ nicht so kritisch wie manch anderer. Der Fußball muss auch Typen wie ihn hervorbringen, die unterhalten - es darf bei den Fans keine Langeweile aufkommen. Ich sehe den Sport auch als Unterhaltungsfaktor. 


In Rob Reekers steht Ihnen ein erfahrener Coach zur Seite. nutzen Sie das?


Hesse: Auf jeden Fall. Der regelmäßige Austausch mit ihm ist super, von ihm kann ich gerade als junger Mann noch viel lernen. Schließlich hat Rob als Co-Trainer beim FC Augsburg und Hertha BSC Berlin mehr als 500 Bundesliga-Einsätze absolviert. Er kann die Dinge in Ruhe einordnen und Prozesse optimieren. Sein Feedback ist mir wichtig. Ich wäre ja dämlich, wenn ich Robs Wissen nicht nutzen würde.


Reekers (nicht ernst gemeinter Einwand): Nachdem dein Vertrag bis 2025 verlängert worden ist, herrscht aber Schweigen zwischen uns ... Was ich ernst meine: Julian bringt alle Voraussetzungen mit, um Karriere zu machen. Außerdem ist er mit Herz bei der Sache. Das habe ich damals bei Hertha BSC vermisst, da herrschte eine kühle Atmosphäre, und es hat sich bis zum heutigen Tag nicht viel geändert.


Rob, haben Sie noch Kontakt mit ihrem einstigen Wegbegleiter und Förderer Jos Luhukay?


Reekers Ja, ich habe ihn erst kürzlich zusammen mit Julian in Venlo besucht, wo er in Stadionnähe wohnt. Er trainierte dort bis vor Kurzem den Zweitligisten VV. Ich bin davon fest ausgegangen, dass Jos in Venlo alt wird. Doch plötzlich – und auch für mich völlig überraschend – beschloss er, seine Laufbahn zu beenden, Ich wollte das zunächst nicht glauben und habe zu Jos gesagt: Was hast du da nur gemacht? 


Rob, Sie haben in den 90er-Jahren als Spieler die beste Zeit beim FCG erlebt, Wie ist der Verein, der mehrmals am Abgrund stand, heute einzuordnen?


Reekers: Der Klub hat endlich stabile Strukturen und sich ein seriöses Image erarbeitet, das hat es hier schon eine Ewigkeit nicht mehr gegeben, Mit dem geplanten Vereinsheim im SZ Süd wird der FCG einen weiteren Schritt nach vorn machen. Optimal wäre zwar der Standort Heidewald gewesen, doch das lässt sich aus finanziellen Gründen nicht realisieren: Man hätte für so ein Projekt Grundstücke dazu kaufen müssen.


Müssen Sie immer noch die wilden Storys aus den 90er-Jahren erzählen?


Reekers (lachend): Die hat Julian bestimmt schon zehn Mal gehört, es müsste nun eigentlich reichen.


Hesse (schmunzelnd): Erstaunlicherweise höre ich von dir immer wieder neue Geschichten. Die FCG-Zweitligazeiten habe ich übrigens als Neunjähriger noch mitbekommen: Mit meinem Vater war ich oft im Heidewald. 


Rob, wie war es denn früher so?


Na ja, da sind einige von uns in ihrem Übermut durch Scheiben gesprungen und über Autodächer geklettert. Damals gab es noch keine Videos und kein Social Media, in der heutigen Zeit könnten sich Fußballer solche Eskapaden nicht mehr erlauben: Sie stehen unter Dauerbeobachtung.


Beschreiben Sie bitte kurz Ihr Aufgabengebiet beim FCG.


Reekers; Was viele nicht wissen; ich bin nicht nur für die erste Mannschaft zuständig, ich kümmere mich um den ganzen Verein und möchte das Drumherum ständig verbessern. Ich stehe dafür dem FCG an vier bis fünf Tagen die Woche zur Verfügung, habe eine kleine Wohnung in Isselhorst. Mein Hauptwohnsitz ist Ahaus. Ich arbeite auch noch in der Marketingabteilung der Firma unseres Hauptsponsors Thomas Hagedorn.


Wäre bei Ihnen eine Rückkehr ins Trainerlager noch denkbar?


Das steht aktuell nicht zur Debatte, aber im Fußballgeschäft ist nichts unmöglich. Durch meine Arbeit beim FCG kann ich zum Erfolg beitragen. Es passiert sehr viel - und es macht Spaß zu sehen, dass es vorwärts geht.


Julian, wann startet die Vorbereitung?


Am 11. Juli geht‘s los, die Spieler sollen aber auch schon in ihrem Urlaub aktiv sein. Ich habe ihnen individuelle Laufpläne mitgegeben und kontrolliere deren Umsetzung via App. Für Matthias Haeder ist das seine letzte Saison, wir möchten ihn danach in unser Trainerteam einbauen,

 

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