Sparen ist geil!

Birgit Compin

Autor: Birgit Compin

Fotos: Pexels

10.04.2022

Was ist da eigentlich passiert, zwischen gestern und heute? Zwischen meiner Kolumne vom März und dieser hier für den Monat April? Waren es Mitte Februar noch die verschiedenen Bausteine der Energiewende, die im Mittelpunkt der Artikel über die „Green Deal“ – diese aus heutiger Sicht fast schon entspannten Planungen bis 20230 – standen, haben sie seit dem 24. Februar eine völlig neue Dynamik erhalten. Wir müssen schnell handeln. Sehr viel schneller, sollen unsere Lichter nicht schon morgen ausgehen. Was bisher wie eine dumpfe Phrase klang, könnte tatsächlich Realität werden. Die Zeit hat sich gedreht. Komplett. Die Zeitenwende ist da!

 

Doch was heißt das für uns Bürger? Was können wir tun? Wie können wir helfen, die angedachten Maßnahmen zu beschleunigen? Lange habe ich überlegt, wie man das aufbereiten kann. Immer, wenn ich dachte, ich habe ein Konzept für diesen Artikel, überschlugen sich die Ereignisse und ich fing von vorne an. Ehrlich, ich habe gefühlt noch nie so viele Bundestagsdebatten verfolgt (und der Wissende weiß, wie ermüdend das sein kann), so viele Regierungsportale durchforstet und Pressesprecher genervt, wie in dieser Zeit (sorry, dafür!). Doch sie drängt, die Zeit – und die Druckabgabe sowieso. Und obwohl ich mir noch immer nicht so richtig im Klaren bin, fange ich einfach mal an zu schreiben.

 

„Jede Kilowattstunde, die wir nicht verbrauchen hilft“, sagt Bundesminister Robert Habeck.

„Ich alleine kann da gar nichts machen“, kontern nicht wenige.

 

Habeck zum Frühstück

Bundestag, 24. März, 9 Uhr morgens – es ist exakt vier Wochen nach Tag eins der neuen Zeitrechnung: Robert Habeck wirbt gerade für den Etatentwurf seines Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Es geht um Ausgaben von 10,96 Milliarden Euro und erwartete Einnahmen von 731,92 Millionen Euro. Innovation, Technologie und die neue Mobilität sind seine Themen. Doch im Gegensatz zu ein paar Wochen zuvor, muss jetzt alles viel schneller gehen als geplant. Die Abhängigkeit von fossilen Energien müsse zügig weg, sagt er. Er spricht von künftigen LNG-Terminals und die so wichtige Umverteilung der benötigten Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas auf mehrere Partner, statt auf einen Unberechenbaren. Und die Unternehmen ziehen mit. Da scheint er schon weit gekommen: „Die Zahlen, die ich noch vor vier Wochen vorgelegt hatte, stimmen deshalb heute schon nicht mehr.“ Wüschen wir ihm und uns, dass es so weiter geht.

 

„Wer das Klima schützt, schützt die Freiheit.“ Robert Habeck

 

Während sich unser Bundesminister also sehr konkret an Unternehmen wendet und neue weltweite Kooperationen schmiedet, beschreibt das Umweltbundesamt (UBA), wie jeder einzelne von uns dem Klimawandel und damit auch rigoros dem Krieg begegnen kann. „Die beste Energie ist die, die gar nicht verbraucht wird“, heißt es auf deren Onlineseite. Wie wäre es also, wenn wir ab sofort versuchen, maximal einzusparen, wo immer es geht?


Machen wir eine Challenge! – Wer spart am meisten?

 

„Es geht um jede Kilowattstunde und um jeden Energiefresser!“ Heute Journal

 

Heizung runter!

Wenn alle deutschen Haushalte die Temperatur um zwei Grad reduzieren würden, bedeutet das fünf Prozent weniger aus Russland importiertes Erdgas. Was sich im Vergleich zu den aktuellen 55 Prozent wenig anhört, macht in der Summe durchaus Sinn. Schließen sich dann auch noch Hotels, Gaststätten und Gewerbebetriebe der Aktion an, kämen wir auf mehr als sieben Prozent vermeidbarer Erdgasimporte. Für das Mehr an Klima und Geld sorgt dann noch dieser Sidekick: All das entspricht nämlich 7,5 Millionen Tonnen vermeidbarer Treibhausgase und drei Milliarden Euro eingesparter Energiekosten (bei 10 Cent pro Kilowattstunde). Los kommt, der Frühling ist da, die Sonne lacht. Drehen wir am Regler!

 

Wie wir duschen, so spart man

Auch beim Duschen lässt sich schnell mit wenig Geld viel Energie sparen. Sorry, aber wer jetzt noch vom Baden träumt, ist grundsätzlich raus. Ein Spar-Duschkopf senkt nämlich den Energieverbrauch beim Duschen um etwa 30 Prozent. Wenn also alle Menschen in Deutschland das tun, ersparen wie gemeinsam weitere 2,6 Prozent an russischen Erdgasimporten und etwa 2,8 Millionen Tonnen Treibhausgase. Die Energiekosten gehen um 1,1 Milliarden Euro runter. Ach ja, und ein paar Minütchen verkürzen wäre doch auch noch eine Option. Deal?

 

Weg vom Gas spart Öl

Mal ehrlich: Wo kann man überhaupt noch schneller als 130 auf den Autobahnen fahren? In NRW wohl kaum. Die Straßen sind einfach zu voll. Reduzieren wir aber die Geschwindigkeit auf Autobahnen auf 100 Stundenkilometer und auf Straßen außerorts auf 80 Stundenkilometer, sparen wir rund 2,1 Milliarden Liter ein. Würden wir es also schaffen, dass tatsächlich niemand mehr schneller unterwegs ist, liegt die Einsparung bei zirka 23,8 Prozent – und wir alle wissen bei den derzeitigen Preisen an der Zapfsäule, was das für jeden von uns bedeutet. Und: Gleichzeitig reduzieren wir damit um die 5,3 Millionen Tonnen CO₂. Na? Wie wär’s?

 

… wenn die Ereignisse sich überschlagen, dann aber richtig. Heute, 24. März, treffen sich die Mitglieder von Nato, G7 und die EU. Und gleich zu Beginn warnt Frankreichs Präsident Macron vor einer beispiellosen Lebensmittelkrise. Und da ist sie also, unsere neue Baustelle.

 

„Die Lage wird in zwölf bis 18 Monaten noch schlechter sein, da die Ukraine die Saaten nicht ausbringen kann.“ Manuel Macron

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