Wiederkehr der großen Klänge

Autor: gt!nfo

Fotos: Peter Heermann

27.08.2021

Kultur

Text: Uli Twelker


Klar stand das Revival gewohnter „3-Ecks-Herrlichkeit“ wieder auf der Kippe – drohte doch die Woche erneut auszufallen. Fiese Fallzahlen! Durfte Kunst mit Covid stattfinden? Im Juni gab es vielfaches Daumen hoch durch Experten und Ordnungsamt und ließ bei verständlicher Skepsis – auch im Team – den Schluss zu: „Accentuate The Positive“. Hurra – jedoch abgespeckt: Kein freier Zugang, nur mit 3-G, Beschränkung auf 700 Tickets pro Tag. Online, aber wie immer gratis. Bye-bye Buden: Das Angebot der kleinen Dünste blieb auf wenige Cafés und Stände beschränkt. Au revoir Montag: Zwei Acts jenseits der Grenzen brachen Pandemie bedingt weg. Vertröstung auf 2022. Also nach Nervenritt für Chef-Diplomat Hans-Hermann Strandt sowie den genial Sponsoren-bindenden „Unterhändler“ Reinhard Beckord: Bühne frei für kleine Sensationen.


Dienstag: Voyager IV nennt sich die Formation um Pianist Marcus Schinkel, die den Russen-Klassiker Mussorgski mit deren Jüngern Emerson, Lake & Palmer verwebt – eigene Elemente und Premium-Präsentation inklusive. Und wer bei den Jazzrock-Veteranen Kraan glaubte, „nur“ ein Best-of-Revival zu erleben, rieb sich begeistert die Ohren: Bass-Boss Hellmut Hattler und die Wohlbrandt-Brüder waren wie vor einem halben Jahrhundert an Bord, zeigten sich aber in Jungbrunnen gefallen: Frappierend, wie sie Vertrautes und Frisches zum Feuerwerk der Ideen verbanden.


Kraan


Mittwoch: Gitarre oder Sax als Lead-Instrument sind gesetzt, sogar ans Alphorn haben die 3-Ecker ihr Publikum gewöhnt. Aber das australische Didgeridoo? Reines Gimmick? Die Analogue Birds bewiesen das Gegenteil: koppelten packend ihre geliebten Genres – Reggae, Drum & Bass – mit dem Outback-Horn. Sensationell die Talentschmiede des Rüdiger Baldauf: Der Kölner Könner zwischen Paul Kuhn und James Brown brachte seine Trumpet Night samt SWR-Bigband-Grammy-Boy Joo Kraus, dem George-Benson-toppenden Bruno Müller und Whitney-an-die-Wand-Sängerin Silvia Dias in edelstem Groove.


Analogue Birds


Donnerstag: Man stelle sich vor, auf der Bühne „passiert nichts“, doch alle lauschen verzaubert: die Folk-verliebte junge Italienerin Violetta Zironi machte es dank feinster Stimmbänder und romantisch gesungener Lyrik im Trio möglich. Mit gt!nfo-Covergirl Morgane Ji wäre es eine Ladies Night geworden. Plötzlich Covid! Agent Strandt organisierte über Nacht den Komplett-Kontrast: Conexión Cubana kam und alle staunten: Drehten sie hier eine Salsa-Komödie mit kubanischen Statisten? Nein, stattdessen hotteten ekstatische Gütersloher auf der Königstraße. Was die Havanna-Haudegen um Grammy-Vocalist, Tänzer und Animateur Mayito Rivera vorlegten, ließ vegetativ nur jene Reaktion zu!


Mayito Rivera


Freitag: Noch voller. Die Lauschenden schienen sich an Präsentation Pur gewöhnt zu haben – längst war Ausgelassenheit auch ohne Gourmet-Gaukler zu spüren. Steilvorlage für die Magier des Abends: RasgaRasga lieferten hinter ihrer neuen Stimm-Entdeckung Daria Asmuss ihre Mischung aus Balkan-Pop, Ska, Polka und Chanson – gewagt inszeniert: Bassposaune, Baritonhorn, Zupfgeige, Trommeln aus der Schrottplatzpresse! War das zu toppen? Die Münchner Jazzrausch Bigband verband den Reiz des gepflegten Rundfunkorchesters mit Wummer-Bässen, Rhythmus-Angriffen aus Drums und Samples. Die zerlegten gar Beethovens Mondscheinsonate und streuten die Legende, Ludwig Van habe für Techno Bigbands komponiert. Die Menge auf dem Dreiecksplatz zuckte euphorisch, freute sich diebisch.


RasgaRasga


Fazit: Die kleinen Künste funktionieren ohne geile Dünste: Die WdKK-Musikfans kamen – durchweg zugewandt und zivilisiert! – zu 100 Prozent auf ihre Kosten. 2022 wird in gewohnter Form laufen, doch 2021 zeigt: Die „Woche“ kann’s jetzt eben sturmerprobt!

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