Verborgene Schätze in der Nähe

Autor: Thorsten Wagner-Conert

Fotos: Thorsten Wagner-Conert

10.03.2021

Kennst du das? Wo ist was? Weißt du noch? Mit unserer neuen Serie „Hidden Places“ wollen wir auf Plätze, Orte, Gebäude oder auch ganze Landschaften aufmerksam machen, die wir nicht täglich im Fokus haben, wenn wir an Gütersloh und seine Umgebung denken.


„Mir ist das immer noch unheimlich“, sagt eine Spaziergängerin im Rhedaer Forst. Andere erinnern sich an ihre wilden Zeiten, wenn sie nach dem Schießstand dort gefragt werden. Und tatsächlich: Generationen von Güterslohern haben seit den frühen 1960er-Jahren jugendliche Abenteuer am Schießstand absolviert, erste Küsse gewagt, Chinakracher explodieren lassen, zur Farbe gegriffen, Lagerfeuer gemacht oder mit Mountainbikes die Wälle erklommen.



Versunken im Rhedaer Forst


Eine riesige Betonmauer, der sogenannte Kugelfang, und ein Bunker sind die letzten auffälligen Relikte der durch die Nazis 1936/37 erbauten Schießanlage. Während des zweiten Weltkrieges sind Bomben auf die Anlage gefallen – eine traf damals den nahegelegenen Hof Großewinkelmann. Nach 1945 kamen die Kampfmittelräumer. Dann übten Briten auf der Anlage, später der Bundesgrenzschutz und die Polizei – und ein Isselhorster Gastronom berichtet, er habe dort seinen Waffenschein gemacht. Um 1963 wurde das in den 1930ern enteignete Areal dem benachbarten Hof Lintel zurückgegeben. Der Schießstand war zeitgleich mit dem knapp acht Kilometer entfernten Militärflughafen an der Marienfelder Straße entstanden.


Schüsse im Wald


Die früheren Wälle, zwischen denen damals die Schützen lagen, sind heute fast ganz verschwunden, das Gelände ist mit Bäumen zugewachsen. Der unterirdische Graben mit zwei Zugängen ist bis auf schmale Öffnungen zugemauert worden. Fledermäuse haben hier ein ungestörtes Zuhause. Der für Übungen mit Maschinengewehren genutzte Bunker ist heute gesicherter Lagerraum der Stadtwerke Gütersloh. Was kreative Sprayer nicht hindert. Reichlich Fläche für diesen hier geduldeten Spaß bietet auch der alte Kugelfang. Landwirt Martin Lintel zuckt die Schultern, als wollte er sagen: „Was soll’s?“.


Wohl unumstößlich ist das zweifelhafte Bauwerk: Auf eine mögliche Verkehrssicherungspflicht angesprochen, muss Martin Lintel jedenfalls schallend lachen. Er ist sicher: „Die Mauer fällt nicht um!“.

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