Gütersloher Vesperkirche bittet wieder zu Tisch

Autor: gt!nfo

Fotos: Vesperkirche

05.02.2023

Die Gütersloher Vesperkirche wird ab kommenden Sonntag wieder zu einem Ort der Begegnung. Eine Woche lang sind Bürger eingeladen, an gedeckten Tischen in der umgebauten Martin-Luther-Kirche miteinander ins Gespräch zu kommen. Mehrmals täglich, von morgens bis abends, werden kostenlos Mahlzeiten an alle Gäste ausgegeben – unabhängig, ob arm oder reich, ob gläubig oder kirchenfern. Vor Corona nahmen mehrere tausend Menschen, ein Querschnitt der Stadtgesellschaft, dieses Angebot an. Begleitet wird die Vesperkirche durch Beratung, Konzerte, Impulse, Seelsorge, interreligiöse Gottesdienste, Kulturveranstaltungen.

Die Gütersloher Vesperkirche war 2018 die erste in Nordrhein-Westfalen und somit Vorbild für inzwischen einige andere. In diesem Jahr gibt sie viermal täglich, vom Frühstück bis Abendbrot, Essen aus. Die Organisatoren, ein Kreis ehrenamtlicher Bürger, denen die evangelische Gemeinde die Kirche zur Verfügung stellt, hatte sich zu der Verdichtung auf eine Woche entschieden, um Heizkosten zu sparen. In den Vorjahren dauerte die Vesperkirche stets zwei Wochen, beschränkte sich aber auf die Mittagszeit. Finanziert wird sie über Spenden, mehrere hundert Helfer sind eingebunden. Über ein Anmeldeportal konnten sie sich für Dienste melden.

Die Idee der Vesperkirche, den Gemeinsinn zu stärken, sei wichtiger denn je, sagt Pfarrer Stefan Salzmann, Mitglied im Organisationsteam. „Wir stellen enorme Vereinsamungstendenzen fest“, sagt er. Die Zahl der Menschen, die kaum noch Kontakte haben, die sich kaum trauen, ihre Wohnungen zu verlassen, nehme stetig zu. „Das berührt uns zutiefst“, sagt Salzmann. Deren Isolation zu durchbrechen, sei eine Aufgabe der gesamten Stadtgesellschaft. In ihren Ansprachen zum Jahreswechsel hatten auch Kanzler Olaf Scholz und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst die Bürger zu mehr Zusammenhalt und Solidarität aufgerufen.

Von der Ausweitung auf einen Ganztagsangebot erhofft sich ie Gütersloher Vesperkirche eine weitere Öffnung zur Stadtgesellschaft. „Viele haben keine Möglichkeit, mittags in die Stadt zu kommen, zu einer anderen Tageszeit aber schon. Vielleicht haben manche statt auf Mittagessen auch eher Lust auf Frühstück oder Kaffee und Kuchen. Es ist ein Experiment, wir sind gespannt, wie es angenommen wird“, sagt Organisator Nils Wigginghaus. Bis auf die Mittagsmenüs werden sämtliche Mahlzeiten und Lebensmittel den Organisatoren gespendet.

Für das begleitende Kulturprogramm ist Bühnentechnik aufgebaut, die zum Beispiel Konzerte und das Abspielen von Kinofilmen auf gegenüberliegenden Leinwänden ermöglicht. Neu, dank einer Kooperation mit dem Kreissportbund, ist das Angebot „Sport in der Kirche“: An vier Nachmittagen wird es zwischen den Kirchenbänken rhythmisch, sportlich, gymnastisch zugehen. Übungsleiter von Vereinen kommen nachmittags in die Kirche und leiten die Teilnehmer an.

„Wir hoffen auf viele überraschende Begegnungen und das Stiften von Gemeinsinn“, sagt Organisatorin Dörte Sonnabend. 2021 erhielt das Organisationsteam im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Ehrenamtspreis der Gütersloher Bürgerstiftung. Vesperkirchen haben sich in NRW inzwischen auch in Bielefeld und Velbert/Wülfrath etabliert; andere Orte sind in Vorbereitung. In Niedersachsen findet man sie in Hannover und Braunschweig.


Begegnung beim Essen: In Gütersloh startet am Sonntag die fünfte Vesperkirche. Die zentrale Martin-Luther-Kirche in der Innenstadt wird für diese Veranstaltung umgebaut.

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