„Ich bekomme hier meinen Opa-Sessel“

Autor: gt!nfo

Fotos: Antoine Jerji

16.04.2021

Bunnemann meets Bademeister

 

Vorspiel: Das ist wieder eines der legendären Gespräche zwischen Peter und Matthias, wo nachher keiner weiß, um was es eigentlich geht.

 

Matthias, du hast ja vor einigen Tagen deinen 60. Geburtstag gefeiert. Zu so einem Anlass erscheint ja schon fast der Pastor. Wie fühlt man sich mit 60 als Senioren-Bademeister?

 

Genau so wie mit 50. Man fühlt sich gut, weil natürlich das Wapelbad der Treffpunkt für junge Leute ist. Das haben wir uns damals mit Günter Klauke, dem 2. Vorsitzenden unseres Vereins und langjährigen Leiter des damaligen Jugendzentrums an der Kaiserstraße, in die Satzung schreiben lassen, dass wir jung bleiben müssen.

 

Wer soll eigentlich mal dein Nachfolger werden?

 

Meinen Nachfolger muss ich mir noch ranziehen (lächelt verschmitzt). Ich habe zwei Ziehsöhne mit meiner Frau Anette Ostermann, die sind jetzt 18 und 19. Es gibt ja die Absprache, wir Alten machen weiter bis 100 Jahre Wapelbad. Das ist nicht mehr lange hin, 1925 ist das Bad ja eröffnet worden. In vier Jahren muss also mein Nachfolger da stehen. Dann bekomme ich hier meinen Ehrenplatz.


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Apropos Opa und natürlich Oma. Viele Leute fragen sich, der Markstedt fährt den ganzen Tag mit dem Rad durch die Gegend und arbeitet nicht. Du hast irgendwie Glück im Leben gehabt und deiner Oma nicht das Geld unterm Kopfkissen weggeklaut. Du hattest früher mit deinem damaligen Partner und heutigen Schatzmeister des Wapelbads eine Firma, die viel Geld verdient hat und von der du dich getrennt hast.

 

Ich war zufällig 1995 zur richtigen Zeit am richtigen Ort als die Solarförderung anfing. Damals war Maria Unger Bürgermeisterin und Hans Peter Rosenthal ein einflussreicher Grüner. Die machten dann die kostendeckende Einspeisevergütung. Gütersloh war nach Aachen die zweite Stadt in Nordrhein-Westfalen – und wir waren zufällig dabei. Ich habe Glück gehabt, das war wie ein Lottogewinn. Manche behaupteten, das wäre wie eine Lizenz zum Gelddrucken. Dann haben wir aber auch noch investiert in Windparks.

 

Sei euch gegönnt. Du hast eben gesagt, du musst jung bleiben. Also, was kann in aktuell schwierigen Zeiten im Wapelbad überhaupt noch stattfinden?


Es gibt ja eine Vereinbarung mit der Stadt über fünf Wapelbeats-Veranstaltungen bis 23 Uhr, ansonsten nix. Vergangenes Jahr ging ja nichts, obwohl schon alles gebucht war. Das ziehen wir jetzt alles unter Mitarbeit mit Michael Grohe (früher Parkbad jetzt Wapelbad) in 2021 durch. Aber ich sehe keine Veranstaltung in diesem Jahr über 1000 Besucher. Ich hatte auch Absprachen zu diesem Thema mit Franz Füchtenschnieder, dem Betreiber vom Parkbad.

 

Eine Frage zur Situation Wapelbad vs. Parkbad. Du und Franz tut immer so auf dicke Freunde, dem ist aber glaube ich, gar nicht so.

 

(vielsagender Blick und kein Ton) ... Ich habe Micky Grohe gesagt, du kannst hier gerne was machen. Irgendwie stimmte die Chemie zwischen ihm und Franz nicht mehr. Das Parkbad hatte damals schon ein Hygienekonzept für bis zu 900 Leute.  Wir hatten das im Prinzip auch, beide Bäder bieten ja ausreichend Platz. Ob aber in diesem Jahr mit Lockdowns und Mutanten überhaupt nur 300 Leute kommen, weiß ich nicht. Ich wäre damit aber schon zufrieden. Das Holifest wird es dieses Jahr wohl nicht geben. Auch die tollen Spenden die wir bisher leisten konnten werden wohl ausfallen. Hans-Hermann Strandt von der „Woche der kleinen Künste“ habe ich auch schon kontaktet. Die findet jetzt vielleicht im Heidewald statt oder bei uns im Wapelbad. Alle denken ja, da geht was. Nach 2019 mit seinen zig Veranstaltungen ist das schon ein harter Schlag.

 

Es gibt einen alten Schlager „Sechzig Jahre und kein bisschen weise“. Bist du denn schon weiser geworden?

 

(kurzes Schweigen) ... wie lange mach ich jetzt Wapelbad? Das haben wir 2007 übernommen. Das ist jetzt die 15. Saison. Und ich muss jetzt sagen, das war das Glück meines Lebens, dass die Weberei damals Pleite gegangen ist und ich dieses Wapelbad gekriegt habe. Das macht ja einen Riesenspaß. Man darf nicht vergessen, normalerweise sind hier ja Hunderte von Schulklassen, hier sind viele Zeltlager – nicht nur Wapelbeats. Früher habe ich gesagt, wenn du alt wirst, fährst du noch mal um die Welt. Das würde ich heute nicht mehr machen. Die sozialen Kontakte hier im Wapelbad, die vielen lachenden Gesichter, das ist doch mehr wert als alles andere.

 

Nachspiel: Der „Bademeister“ war bei persönlichen Fragen mit Antworten sehr sparsam.

 



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