„Es gibt gut – und es gibt gut für uns.“

Autor: gt!nfo

Fotos: Claus Grabke

16.12.2021

Ansichten von Fynn Grabke und Philipp Mirtschink

 

Durch unsere Band haben wir das Privileg, regelmäßig an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt zu sein. Wir sehen mehr von den Städten, in denen wir auftreten, und „erleben“ nicht nur die typischen Touristenfallen, die man bei einem eventuellen Family-Trip zu sehen bekommt. 

 

Die Clubs, in denen wir spielen, sind meistens in dem nicht so schönen Teil einer Stadt. Die Hotels sind eher günstig und liegen ein bisschen mehr außerhalb und weniger zentral. Nach der Show, wenn wir an unserem Merchandise-Stand stehen und den einen oder anderen Foto- und Autogrammwunsch erfüllen, versuchen wir, so viel wie möglich von den Menschen kennenzulernen, die uns begegnen. Die Leute sind meistens auch Einheimische, die einem das Gefühl der Stadt noch mal anders vermitteln, als das, was man hätte zwischen den anderen Touristen an den entsprechenden Sehenswürdigkeiten der Stadt erfahren können. 

 

„Gütersloh versucht nicht etwas zu sein, was es nicht ist.“

 

Diese Städte sind meistens die, die Touristen anziehen, das tut Gütersloh nicht. Gütersloh versucht nicht etwas zu sein, was es nicht ist. Es verschätzt sich nicht – und es verspricht auch nichts. Es ist, was es ist. Das ist manchmal genau das, was man braucht.  Wir alle kennen es von uns selbst oder von Freunden und Angehörigen, die ausziehen in die große Stadt, in ein neues Land oder ähnliches. Man ist auf der Suche. Oftmals ein Leben lang.

 

„Was suchen wie eigentlich?“

 

Was aber suchen wir wirklich in diesen Nächten, in diesen Städten, in denen man nur einer von Millionen ist? Was will man eigentlich dort am helllichten Tage, wo einem noch mehr bewusst wird, dass diese Menschen, die man in der Dunkelheit nicht erkannt hat, auch jetzt im Licht ganz deutlich Wildfremde sind? Ist es einfach die Romantik der Suche, die uns dahin bringt? Und wenn ja, wie lange kann man sich dann noch belügen?

 

Natürlich geht das nicht allen so. Natürlich sind viele dieser wildfremden Menschen, die mit ihren Kopfhörern hinter einem Laptop sitzen, auch wirklich busy und konzentriert. Wenn sie dann ihren schon kalt gewordenen Kaffee zwischendurch trinken, noch nicht einmal von ihrem Essen abgebissen haben, während man selber schon zweimal Getränke nachbestellt hat, die Vor- und Nachspeise viel zu schnell verdrückt und auf den Nachtisch wartet. Und während man das tut, hat man das Gefühl, dass die dort nicht eine Sekunde darüber nachdenken und wirklich zu schätzen wissen, dass sie hier in dieser Ferne doch Zuhause sind.

 

„Ist das Glück?“

 

Wissen die denn nichts von ihrem Glück? Oder ist das eventuell gar kein Glück? Was ist dieses ständige Geltungsbedürfnis, das ewige Suchen nach Anerkennung, die Angst, nicht dort gewesen zu sein wo es an diesem oder jenem Abend „hot“ war? Dieses Nachhausekommen und dann auf Instagram wieder mal zu sehen, wie viel man verpasst hat in dieser viel zu tollen Stadt. Vielleicht ist das alles einfach nur romantisch – aber ehrlich ist es nicht. 

 

Es gibt richtig und es gibt richtig für einen selbst. Gütersloh fühlt sich manchmal nicht richtig an, aber es ist wenigstens ehrlich – und damit können wir gut was anfangen.


INFO


Musiker, Sänger und Gitarrist Fynn C. Grabke und Schlagzeuger Philipp Mirtschink sind die Gütersloher Band The Picturebooks. Sie touren seit Jahren in Europa, Amerika und Kanada und nutzten die konzertlose Zeit in 2020, um ihr mittlerweile sechstes Album „The Major Minor Collective“ zu produzieren. gt!nfo berichtete darüber (www.gt-info.de/kultur/das-picturebooks-kollektiv).

 

www.thepicturebooks.com

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