Weihnachtswunder in Gütersloh

Autor: gt!nfo

Sybille Hilgert

Autor: Sybille Hilgert

01.11.2023

Der Autor Fink Kleidheu (aka Christian Schäfer) hat mit seinem neuesten Stück ein Krippenspiel der etwas anderen Art verfasst und lässt die Figuren eine ungewöhnliche „Heilige Nacht“ erleben. Wir sprachen über „Der Himmel über Nazareth” (Holy Moly) mit Christian Schäfer, den Darstellenden Christine Diensberg und Björn Jung sowie Regisseur Ramin Anaraki.


Interview Sybille Hilgert


Gütersloh wurde ja auch als „Klein-Nazareth” bezeichnet. Ist das ein Grund dafür, dass sich im Gütersloher Theater ein Weihnachtswunder ereignet?

… Schäfer: Auf jeden Fall. Ich glaube inzwischen sogar: wenn Wunder geschehen, dann in Gütersloh!

 

Spielt das aus Gütersloh stammende Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet” ebenfalls eine Rolle im Stück?

 

…Schäfer: Nein. Kinder müssen hier leider draußen bleiben. (lacht)

  

Wie sieht eine „heutige Weihnachtsgeschichte” aus? Mit Religion fremdeln heute ja viele Menschen, wobei das Weihnachtsfest ja immer eine gute Gelegenheit ist, in die Kirche zu gehen. (Oder ins Theater…)

 

…Schäfer: Der Autor Fink Kleidheu hat im Zuge seiner Arbeit sowohl in der Bibel gelesen, als auch in dem Buch „Von wegen heilige Nacht“ von Simone und Claudia Paganini. Das ist ein „Faktencheck zur Weihnachtsgeschichte“ und nicht von ungefähr im „Gütersloher Verlagshaus“ erschienen. Schließlich stammt auch Brigitte Büscher aus Gütersloh, die solche Checks durch die ARD Sendung „Hart aber fair“ populär gemacht hat. Um einen Faktencheck ist in unserem Stück auch der dauergoogelnde Paketbote Sven bemüht.

 

Letztendlich begegnen sich aber einfach zwei Menschen an Weihnachten. Nicht im Stall, nicht in der Kirche, sondern im Theater. Dementsprechend wohnt das Publikum eher nicht der Geburt des Erlösers bei, aber immerhin einer beschwingt romantischen Komödie, in der das Kind beim Namen genannt wird: Jesus von Nazareth. Womit wir wieder in Gütersloh wären. 

 

Das Stück wird in der Skylobby und auch in einem Supermarkt gespielt. Was waren die Anforderungen an die Ausstattung? Wie nutzt man solche Spielorte?

 

…Ramin Anaraki: Die Herausforderung in der Skylobby/bei Rewe Quermann zu spielen liegt darin, dass der Ort schon vordefiniert ist. Das ist gleichzeitig aber auch eine Chance, da das Spiel sich oft logisch aus dem ergibt, was man vorfindet. Der Raum wird also ein Partner, der einfordert, dass man ihn beachtet. Die Hauptaufgabe für mich als Regisseur liegt darin, immer wieder Momente der Fokussierung zu schaffen und gleichzeitig den Raum abwechslungsreich zu bespielen.

 

 

Ist das Stück denn – dem festlichen Anlass entsprechend – ein Krippenspiel? Und gibt es auch Ochs und Esel (wie auf einem Foto zu sehen)? Weckt das Stück Erinnerungen an Krippenspiele aus der Kinderzeit? Sind Sie als Kind in Krippenspielen aufgetreten – und wenn ja, in welchen Rollen?

 

…Christine und Björn: Es ist in Phasen der Versuch eines Krippenspiels, und Ochs und Esel tauchen mehr oder weniger freiwillig immer wieder auf.

 

…Björn: Bis „Holy Moly“ bin ich noch nie in einem Krippenspiel aufgetreten.

 

…Christine: Glücklicherweise bin ich die Krippenspielerfahrene von uns, einer muss ja den Überblick behalten. Ich war Maria im Kindergarten; und deswegen sage ich auch wo’s lang geht. Ich bin sozusagen der Weihnachtsstern der Produktion. (Björn lacht.)

 

Auf der Homepage des Theaters steht, dass die Zuschauenden beim Spiel Getränke verzehren dürfen. Das hört sich so an, als würde es sehr locker und entsprechend etwas lauter werden. Stört das beim Spiel? Noch lockerer geht es ja dann im Supermarkt zu. Haben Sie schon einmal in einem Supermarkt ein Stück aufgeführt? Oder gab es noch ungewöhnlichere Locations? Kommen Sie beim Spielen auch in direkten Kontakt zum Publikum?

 

…Björn: Dadurch dass das Stück in der Skylobby sowie ja dann auch im Supermarkt Rewe Quermann in Bielefeld aufgeführt wird, ist die klassische Guckkastenbühne nicht gegeben und wir somit inmitten der Getränke und Käsewürfel verzehrenden Zuschauern.

 

…Christine: Ich habe tatsächlich schon einmal Teile des Stücks „Hysterikon“ im Supermarkt in Augsburg gespielt, jedoch nur zu Werbezwecken für das Theater Augsburg.

 

…Björn: Wenn ich mit den Kindern im Supermarkt an der Kasse stehe, gibt es regelmäßig Theater.

 

Frage an alle: Freuen Sie sich auf Weihnachten?

 

…Björn: Ich freue mich wie jedes Jahr sehr auf Weihnachten.

 

…Christine: Ich mich auch. Zumal ich sozusagen gemeinsam mit Jesus meinen Geburtstag feiere.

 

…Ramin: Ich freue mich auf Weihnachten. Nicht aus religiösen Gründen, sondern weil meine Familie, die gerade viel Vereinzelung durch Krankheiten etc. erlebt habt, wieder mal komplett zusammenkommt. Wobei allerdings der Ausgang dieser Zusammenkunft jedes Jahr offen ist.

 

…Christian: Wenn „Frieden auf Erden“ schon eine Utopie sein mag, so würde ich mich über einen „Weihnachtsfrieden“ freuen, wie es ihn 1914 im ersten Weltkrieg einmal nicht autorisiert zwischen den sich gegenüberstehenden Deutschen und Engländern gab. Sehr nachahmenswert. Einfach mal die Waffen ruhen lassen. Am liebsten weltweit.

 

Himmel - Der Himmel über Gütersloh oder auch (Klein-)Nazareth

Foto: Thorsten Wagner-Conert

 

 

Ein Krippenspiel der etwas anderen Art zeigt „Der Himmel über Nazareth” von Fink Kleidheu

Foto: Kai-Uwe Oesterhellweg

 

 

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